« | Home | »

Beast – Jäger ohne Gnade

USA 2022 (Beast) Regie: Baltasar Kormákur, mit Idris Elba, Sharlto Copley, Iyana Halley, 91 Min., FSK: ab 16

Baltasar Kormákur („Everest“, „2 Guns“), der isländische Arthouse-Filmer unter den Action-Regisseuren, beweist mit „Beast – Jäger ohne Gnade“ erneut, dass er in beiden Welten zuhause ist und Qualität abliefert. Die übersichtliche Bewährung eines Familienvaters in archaischer Umgebung wird sehr effektiv inszeniert und von Idris Elba klasse gespielt.

Nach dem Krebs-Tod seiner Frau reist der Arzt Dr. Nate Samuels (Idris Elba) mit seinen Teenager-Töchtern Meredith (Iyana Halley) und Norah (Leah Jeffries) in die südafrikanische Savanne. Dorthin, wo er seine Frau einst kennenlernte. Die Familie kämpft mit Trauer und Verlust. Die Kinder werfen dem Vater vor, dass er während der Krankheit abwesend war. Nun entdecken sie im Wildreservat des Biologen und alten Freundes der Familie, Martin Battles (Sharlto Copley), frühe Fotos der Mutter, aber auch ein Dorf voller Leichen. Ein Löwe hat hier jeden umgebracht und bald ist er auch ihnen auf den Fersen. Die Familie und der Wildhüter sind schnell allein, ohne Umschweife wird „Beast – Jäger ohne Gnade“ sehr spannend.

Als Arzt verpflegt Nate Samuels zuerst einige der vielen Verwundeten und macht per Walkie-Talkie Fern-Medizin. Aber schließlich ergreift er auf ziemlich macho-bescheuerte Weise die Gelegenheit, zu beweisen, dass er sich um seine Familie kümmert. Die pubertierenden Töchter beweisen derweil ihre Abstammung, indem sie eher das Heldenhafte als das Vernünftige tun.

Der grandiose Regisseur Baltasar Kormákur bewegt sich gekonnt zwischen seiner isländischen Heimat und Hollywood. Mit Keira Knightley, Emily Watson und Jake Gyllenhaal drehte er „Everest” (2015), „2 Guns” (2013) mit Denzel Washington und „Contraband” (2011) mit Mark Wahlberg. Dann faszinierendes Arthouse mit schrägen Beziehungsgeschichten wie „101 Reykjavik” (2000) oder das fast mythologischen Drama eines tiefgekühlten Fischers in „The Deep” (2012). In der Netflix-Serie „Katla“ ließ er – wieder in Island – ein Jahr nach dem Ausbruch eines vom Gletscher bedeckten Vulkans aus Ascheregen eine Frau auftauchen.

„Beast – Jäger ohne Gnade“ gefällt mit sehr sorgfältiger Bildgestaltung und gradliniger Erzählung. Erfreulich, dass in diesem Actionfilm mal nicht alles doppelt und dreifach erklärt wird und nicht „rennen“ gerufen wird, bevor man losrennen muss. Besonders effektvoll sind die Szenen nächtlicher Angriffe, die nur mit ein paar Taschenlampen ausgeleuchtet wurden (Kamera: Philippe Rousselot). In Traumsequenzen lässt Regisseur Baltasar Kormákur das Ãœbersinnliche zu, das in seinen Arthouse-Filmen eine große Rolle einnimmt. Da leitet mal die verstorbene Frau Nate Samuels auf den richtigen Weg, ein anderes Mal sorgt ein Albtraum für heftigen Schreck im Kino.

Idris Elba („Fast & Furious: Hobbs & Shaw“, „The Suicide Squad“) gelingen sowohl die Momente des angeschlagenen Trauernden als auch die Action-Szenen glaubhaft. Dabei ist sein Rolle keineswegs als unkaputtbarer Held angelegt, was ernsthaftes Mitfiebern erst möglich macht. Ebenfalls eindrucksvoll, wie gut sich die Darstellerinnen der Töchter Iyana Halley („This Is Us – Das ist Leben“, „The Hate U Give“) und Leah Jeffries („Empire“) neben dem Star bewähren.


Ein FILMtabs.de Artikel