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Independence

D 2023 R: Felix Meyer-Christian, 93 Min.

Ihr Vater stammte aus Mosambik, aufgewachsen ist sie in der DDR. Heute lebt und arbeitet die afrodeutsche Schauspielerin Helen Wendt in Oldenburg. Ihr Vater ging irgendwann zurück, um für die Unabhängigkeit seiner Heimat zu kämpen. Sie selbst blieb zurück und suchte ihren Platz im Wandel der Gesellschaft. Die Spurensuche nach ihren Wurzeln erzählt auch von Rassismus in Deutschland. Regisseur Felix Meyer-Christian begleitet sie auf dem Weg mit der Kamera, bei den intimen Gesprächen mit ihrer Mutter, der Reise nach Mosambik, der Suche nach ihrer Familie. Daneben widmet sich der essayistische Dokumentarfilm der allgemeinen Frage nach Identität, Zugehörigkeit und Unabhängigkeit überall in der Welt, zeigt gelungene, gescheiterte und andauernde Unabhängigkeitsbewegungen im Südsudan, Großbritannien, Katalonien und auch in Bayern und fragt, was es für Menschen bedeutet, für ihre Freiheit zu kämpfen. Das Ringen um Unabhängigkeit, sei es beim Brexit oder der nationalen Bayernpartei, wird dabei aber weder bewertet noch lächerlich gemacht, sondern ernst genommen. Erweitert wird der Film mit Sequenzen einer atmosphärischen, choreografischen Installation, deren Teil Helen Wendt ist und die wiederum Teil des plattformübergreifenden, dokumentarischen Kunstprojekts „Fight (for) Independence“ ist. Der künstlerische Überbau mag da nicht immer ganz reinpassen, die globalen und ganz persönlichen Geschichten bieten aber vielfältige Einblicke in ganz unterschiedliche Motivationen und Lebensrealitäten und geben so dem abstrakten Begriff der Unabhängigkeit eine menschliche Bedeutung. Nur wenn die Frage der Zugehörigkeit geklärt ist, kann man wirklich unabhängig sein, ist das Fazit. Beim Filmfestival Max Ophüls Preis erhielt „Independence“ den Preis der Filmkritik.


Ein FILMtabs.de Artikel