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Sterben
Tom Lunies sitzt am Tisch seiner Mutter Lissy. Sie hat Kuchen gebacken und serviert ihm dazu die Nachricht ihres nahenden Todes. Was folgt ist eine minutenlange Abrechnung ihrer nie gewollten Rolle als seine Mutter. In dieser Szene öffnen sich bodenlose Abgründe. Die Familie Lunies ist entzweit. Sohn Tom arbeitet rund um die Uhr an seiner Karriere als Dirigent und ruft gelegentlich bei den Eltern an. Von Tochter Ellen wird nur in der dritten Person gesprochen. Lissy geht am Stock, kann kaum noch sehen, ist alleine und überfordert mit der Pflege des Vaters, der an Parkinson erkrankt ist und nicht mehr für sich selbst sorgen kann. Eine unheilvolle Konstellation, die ungebremst auf den Abgrund zusteuert. Matthias Glasners Filme (»Der Freie Wille«, »Gnade«) gehen an die Substanz. Vielleicht begeben sich deshalb so viele namhafte Schauspielerinnen und Schauspieler in seine Hände. Auch »Sterben« ist Schauspielkino in Vollendung. Die zentrale 15-minütige Szene mit Corinna Harfouch und Lars Eidinger ist in ihrer Intensität kaum zu ertragen. Glasner unterteilt sein Werk in Kapitel, die jedes Mitglied dieser dysfunktionalen Familie in den Mittelpunkt stellt. Er lässt sie lieben und leiden, aber nie wirklich zueinander finden. Drei Stunden Blut und Tränen, Liebe und Hass, das Leben und immer wieder der Tod. Bei der Berlinale gab es dafür den Silbernen Bären für das beste Drehbuch.
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- Publiziert von:
- Lars Tuncay, 25.04.2024 / 12:54
- Rubrik:
- Kritiken LT
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