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Die Känguru Verschwörung

Deutschland 2022, Regie: Alexander Berner, Marc-Uwe Kling, mit Dimitrij Schaad, Volker Zack, Rosalie Thomass, 103 Min., FSK: ab 6

Das Känguru ist wieder da, aber im eigentlich unerschöpflichen Beutel der populären Figur von Marc-Uwe Kling sind diesmal nur die bekannten Scherze nach den beliebten Büchern und Hörspielen in einer so gerade kinotauglichen Verpackung. Regie und Drehbuch sind viel lahmer als beim ersten Film „Die Känguru-Chroniken“ von Danny Levy.

Es gibt nichts zu sehen, gehen Sie weiter! Denn die erste Szene ist Dunkelheit, ein „Blind Date“ zwischen Marc-Uwe (Dimitrij Schaad) und seiner umschwärmten Nachbarin Maria (Rosalie Thomass). Die Romantik geht selbstverständlich schief, weil auch das Känguru als unfreiwilliger Untermieter von Marc-Uwe dabei ist und dauernd anarchisch dazwischenfunkt. Zwangsläufig folgen der Rauswurf und das Ende der Liebes-Hoffnungen. Für ein nächstes Date müsste der verliebte Kleinkünstler eine wahre Herkules-Tat vollbringen, nämlich Marias Mutter aus dem „Kaninchenbau“ retten. Lisbeth Schlabotnik (Petra Kleinert) ist „im Internet falsch abgebogen“ und leugnet nun nicht nur die Klimakrise, sie ist als „Diesel-Lisl“ sogar Galionsfigur der Verwirrten. Der Einsatz für das Date ist allerdings hoch – sollte Marc-Uwe Marias Mutter nicht zurückholen können, werden Wohnungen getauscht. Die große von Kleinkünstler und Känguru gegen die kleine von Maria und Sohn.

So startet das streitende, philosophierende und albernde Gespann zu einem absurden Roadtrip Richtung „Conspiracy Convention“ in Bielefeld. Derweil kommt auch noch Marias Ex Joe aus dem Knast zurück und erweist sich als extremer Supermann und Supertyp, neben dem Marc-Uwe erst recht keine Chance hat. Selbst die Sache mit dem Gefängnis sticht nicht als Joker für den Verliebten, denn Joe war keineswegs wegen dummer Jugendsünden inhaftiert, sondern weil er irgendwie nordkoreanischen Flüchtlingen geholfen hatte.

Egal ob Fan oder Gegner dieser Känguru-Witzchen, was soll man zu einer Aneinanderreihung von Scherzchen sagen? Der erste Film, „Die Känguru-Chroniken“, hat dank des erfahrenen Regisseurs Danny Levy noch die Kurve bekommen. Jetzt macht Autor Marc-Uwe Kling zusammen mit Alexander Berner selbst auf Regisseur und das Känguru wird darüber heftig stirngerunzelt haben. Denn so was geht selten gut. So gibt es nicht wirklich frische Bielefeld-Scherze, wenn die Stadt nicht auf dem Navi auffindbar ist. Und die beliebte Witz-Serie „Falsch zugeordnete Zitate“ mit dem Gewinner Armin Laschet: „Ich kam, ich sah, ich siegte!“ Ein Albtraum des Beuteltiers als wilde Achterbahn-Fahrt im Braunkohleloch, der „bestimmt die Hälfte vom Budget verschluckt hat“ ist ebenso wie der dauernde Verweis „ich habe das Drehbuch gelesen“ als Selbstreferenz ermüdend. Ein paar Drogenkekse zu viel lassen das Känguru in einem ostdeutschen Dorf eine dunkle Gegenwelt mit einem „Dark Uwe“ und sprechendem Schäferhund anstelle des beutligen Titelhelden fantasieren.

Der antikapitalistische Klassenkampf, eigentlich eine Herzensangelegenheit des Kängurus und Thema des ersten Films, spielt diesmal nur eine Nebenrolle. Wie der Titel schon verrät, geht es in der erzählerischen Zwangsklammer um Verschwörungstheorien, speziell um Klimaleugner. Was vielleicht ein Test für die Zielgruppe ist. Obwohl – gibt es eine Schnittmenge zwischen Fans von Marc-Uwe Kling und Verschwörungstheoretikern? Marc-Uwe Kling ist es egal: „Der große Vorteil am Verschwörungsgeschwurbel: Wenn man genau hinsieht, ist da so unglaublich viel Absurdes … Reichlich Stoff für eine Komödie.“ So ist auch die „Conspiracy Convention“ nur eine lächerliche Freakshow und den Deppen lässt sich in wenigen Minuten die Idee einer würfelförmigen Erde unterjubeln! Marc-Uwe sucht jedenfalls einfach mal ein ernsthaftes Gespräch mit Marias Mama, die gar nicht so verschroben ist. Andere wollen jedoch das Känguru umgehend schlachten…

Dimitrij Schaad verliert als Marc-Uwe neben dem digitalen Känguru, so wie seine Figur immer beim „Schere, Stein, Papier“ in den absurdesten Formen den Kürzeren zieht. Rosalie Thomass hat als Maria zu wenig Zeit im Film, wie man überhaupt die ganze Gang vom Berliner Kiez aus dem ersten Film vermisst. Dafür gibt es nun Benno Fürmann, nicht mehr als routiniert in der Rolle des charismatischen Verschwörungs-Guru Adam Krieger. „Die Känguru Verschwörung“ enttäuscht auf so vielen Ebenen – da muss mehr hinter stecken, als nur der Fluch des Zweiten Teils. Wahrscheinlich irgendeine Verschwörung. Mal das Känguru fragen.


Ein FILMtabs.de Artikel