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The Mule

USA 2018 Regie: Clint Eastwood, mit Clint Eastwood, Bradley Cooper, Laurence Fishburne, Michael Peña, Dianne Wiest, Andy Garcia 96 Min. FSK ab 12

Zum ersten Mal seit sechs Jahren ist Clint Eastwood wieder als Schauspieler zu sehen, doch vor allem die entspannte Art, wie der rechtslastige Humanist „The Mule“ inszeniert, macht diesen Drogen-Krimi zum sehr sehenswerten und weisen Alterswerk.

Immer war dem Achtziger Earl Stone (Eastwood) die Arbeit wichtiger als seine Familie. So hat er alle wichtigen Tage im Leben seiner Tochter Iris (Eastwoods echte Tochter Alison Eastwood!) verpasst. Wie auch jetzt deren Hochzeit, weil er noch einen Preis für seine Orchideen in Empfang nimmt. Zur „Vor-Hochzeitsfeier” der Enkelin kommt er tatsächlich nur, weil er sein Haus verkaufen musste und eine Bleibe braucht. Klar, dass dieser Besuch im Familienstreit endet. Danach bekommt Earl von einem der Party-Gäste etwas sehr zufällig ein unmoralisches Angebot. Um der Enkelin – und sicher auch sich selbst – etwas finanzieren zu können, macht der Senior mit seiner alten Klapperkiste nun recht erfolgreich den Drogenkurier. Und selbst die schwerbewaffneten, knallharten Drogendealer finden, dieser Alte ist “loco”, ist verrückt.

Der fast 90-jährige Eastwood gibt wieder einen eigensinnigen alten Mann, den er schon in seinem „Gran Torino“ spielte. Der Orchideen-Züchter Earl ignoriert „dieses Internet“ geflissentlich, erst die immer besser laufenden Kurierfahrten mit Kilos Koks im Kofferraum machen ein modernes Smartphone notwendig. Aber Earl freut sich auch irgendwie über die neue Beschäftigung, scherzt reichlich naiv mit seinen Auftraggebern rum. Ein paar Motorrad-Bräute nennt er freundlich „Dikes“ und eine farbige Familie, deren Autopanne er behebt, klärt ihn auf, wie sie heutzutage lieber genannt wird.

„The Mule“ ist zwischendurch ein wenig spannend, wenn Earl mit der ersten Riesenladung im Wagen auf einen neugierigen Polizeihund trifft. Aber selbst den kann der alte Herr mit freundlichem Umgang und chemischer Geruchsbremse einlullen. Selbstverständlich ist dieser Eastwood ist kein richtiger Thriller mehr und meilenweit von der Paraderolle „Dirty Harry“ (1971) entfernt. Wie der recht stoische Ami seinen Kurier-Job erledigt, ist eher Spaß. Was sich auf der Gegenseite zusammenbraut, hingegen genregemäß ein scharfer Drogenfahnder (Bradley Cooper), der unbedingt jemanden schnappen muss.

Doch das schon klassische Gespräch zwischen Cop und Gangster („Heat“) dreht sich mit Eastwood und Cooper diesmal um verpasste Hochzeitstage und die Kinder zuhause. Ja, Eastwood schafft es wie beim Western „Erbarmungslos“ wieder, ein Genre von innen umzukrempeln. In seinem „Erbarmungslos“ war er der harte Killer Bill Munny, der des Mordens überdrüssig wurde. Nun wird der ganze Drogenkrimi bedeutungslos, wenn es um das Leben einer geliebten Person geht.

Während bislang alles mit einer Ironie erzählt wurde, die auch immer mal wieder aus den Augen Eastwoods blitzt, wird „The Mule“ im Finale zu einer sehr rührenden Liebesgeschichte. Denn das wissen wir ja seit „Die Brücken am Fluss“, dass Eastwood auch die großen Gefühle kann. Diesmal gelingt dem großen alten Mann mit „The Mule“ ein ungemein kluger und nachdenklich machender Film.


Ein FILMtabs.de Artikel