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The Fall

Indien/GB/USA 2006 Regie: Tarsem mit Lee Pace, Catinca Untaru, Justine Waddell, Robin Smith, Julian Bleach 116 Min. FSK ab 12
Geschichten vom Erzählen
Ein Gemälde aus einer längst vergangenen Zeit läuft vor unseren Augen ab. Die unheilvollen Klänge Beethovens Siebter tönen dazu aus den Boxen. Der bildgewaltige Auftakt zu einem filmischen Kraftakt, der doch mit angenehmer Leichtigkeit begeistert.
Tarsem Singh, der Regisseur, der mit Musikvideos begann und vor nahezu neun Jahren den Serienkillerthriller „The Cell“ inszenierte, hat abseits der Maschinerie Hollywoods seinen Traum vollendet. 14 Jahre reiste er auf der Suche nach Drehorten um die halbe Welt und ging anschließend auf die Jagd nach Finanziers. Als er in der neunjährigen Rumänin Catinca Untaru schließlich seine Hauptdarstellerin entdeckte, begann er mit den Dreharbeiten. Unter der Obhut von David Fincher und Spike Jones kommen drei Jahre nach Fertigstellung seines Meisterwerks und zwei Jahre nach der Europapremiere auf der Berlinale nun endlich auch wir in den Genuss seines kleinen Meisterwerks. Dabei ist es gerade die schiere Größe des Projekts, die fasziniert.
Die Geschichte umspannt Kontinente und findet doch nur im Kopf des Erzählers statt. Der hört auf den Namen Roy, ist Stuntman und irgendwann zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts nach einem Unfall ans Bett gefesselt. In einem Krankenhaus trifft er auf die kleine Alexandria und erzählt ihr die Legende des Blauen Banditen, der mit einer Gruppe von Kämpfern, deren Herz ebenso zerbrochen ist, wie das seine, dem despotischen Gouverneur Odius den Garaus machen will. Der Verlauf ist dabei der Gemütslage des Erzählers unterworfen. Dessen Gefühlswelt ist ebenso am Boden, wie die seiner Protagonisten, hat er doch jüngst seine Geliebte und die Fähigkeit zu Laufen verloren. So entwickelt sich die Story bald einem Ende entgegen, dass Alexandria verängstigt und verstört.
Es ist faszinierend, wie Tarsem mit den Erzählebenen spielt. Dabei geht er verschwenderisch mit unfassbar schönen Szenerien um, die kunstvollen Fotografien gleichen. Das unbekümmerte, natürliche Spiel seiner Hauptdarstellerin sorgt für die nötige Leichtigkeit im schwermütigen Plot. So droht die Story nie im Bilderrausch zu versinken. Große Bilder, große Gefühle – echtes Kino eben, das auch wir zu guter Letzt erleben dürfen.


Ein FILMtabs.de Artikel