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Rodeo

F 2022, R: Lola Quivoron, D: Julie Ledru, Yanis Lafki, Antonia Buresi, 106 min

Verbissen sind die Gesichtszüge von Julia. Im Alltag muss sie sich stets behaupten. Sei es in der Wohngemeinschaft in einer Sozialbausiedlung am Rande der Großstadt oder wenn sie den Respekt der anderen Motorradfreaks sucht, die abseits der Autobahn ihre Tricks aufführen. Julia reagiert aggresiv auf die feindliche Welt um sie herum und macht ihre eigenen Regeln. Nur wenn sie auf dem Sattel des Motorrads sitzt und der Wind durch ihre Locken fährt, leuchtet sie auf. Um an Geld zu kommen, stiehlt sie Dirt Bikes von ahnungslosen Verkäufern und erarbeitet sich so den Respekt einer Motorradgang, deren Anführer Domino im Knast sitzt. Als Julia jedoch immer mehr ihre Deckung fallen lässt und beginnt, sich für dessen Frau Ophélie und deren kleinen Sohn einzusetzen, wird sie verletzt. Mit unbändiger Energie startet Lola Quivoron ihren Film. Die Handkamera ist dicht bei Julia und begleitet sie durch ihre Welt, die immer auf der Kippe steht. Diese Energie kommt vor allem von Hauptdarstellerin Julie Ledru, die wie die meisten Darstellerinnen in Quivorons kraftvollem Regiedebüt zum ersten Mal vor der Kamera stand. Lange studierte die Regisseurin die Biker-Szene, bis sie auf Julia traf, die einzige Frau in dieser von Männern dominierten Welt. Ihre Geschichte floß maßgeblich in das Drehbuch, so dass sie auch einen Teil ihrer selbst auf der Leinwand verkörpert. Das verleiht dem faszinierenden Drama, das seine Premiere in der Sektion Un Certain Regard in Cannes feierte, zusätzliche Authentizität.


Ein FILMtabs.de Artikel