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Emily

Großbritannien, USA 2022, Regie: Frances O’Connor, mit Emma Mackey, Oliver Jackson-Cohen, Adrian Dunbar, 130 Min., FSK: ab 12

So bekannt und populär Emily Brontës Roman „Stürmische Höhen“ aus dem Jahr 1847 immer noch ist, Details aus dem Leben der Autorin sind selbst bei der keineswegs schreibfaulen Brontë-Familie Privatsache geblieben. Deshalb entwirft „Emily“ eine in Gefühlen und Bildern schwelgende biografische Vermutung über Emily Brontë (1818-1848).

Emily (Emma Mackey) wächst als Tochter eines Pfarrers im ländlichen Yorkshire auf und gilt im Ort als sonderbar. Gemeinsam mit ihren drei Geschwistern denkt sie sich Geschichten und Fantasie-Welten aus. Aber vor allem die ältere Schwester Charlotte (Alexandra Dowling), die auswärtig als Gouvernante arbeitet, verlangt nun mehr Ernst im Leben. So bleiben unter dem strengen Regime des Vaters Patrick (Adrian Dunbar) nur Eskapaden mit dem rebellischen und Opium-süchtigen Bruder Branwell (Fionn Whitehead). Und die heimliche Begeisterung für den neuen Hauslehrer William Weightman (Oliver Jackson-Cohen), dessen poetische Predigt über göttlichen Regen sie enorm begeisterte. Nachdem sie sich beim Französisch-Unterricht anfangs streiten, entflammt unter sehr sittenstrengen Bedingungen ihre Liebe.

Während man eine überraschend selbständige Emily Brontë lange nicht schreibend sieht, macht sie im Sturm der Gefühle schließlich das, was sie ihrem Bruder und dessen Romanversuch vorwarf: Viel stürmische Höhen, endlose Beschreibungen und exaltierte Stimmungen. Emma Mackeys („Sex Education“, „Eiffel in Love“) expressive Mimik beherrscht den Film und sorgt wie die moderne symphonische Musik für euphorische Gefühle. Der australischen Schauspielerin Frances Ann O’Connor gelingen in ihrem eindrucksvollen Regiedebüt reihenweise tolle Szenen: Die Umarmung mit dem verbannten Bruder durch im Wind wehende weiße Wäsche, ein schauerliches Spiel mit einer Maske, unter der Emily zu ihrer verstorbenen Mutter wird und eine euphorische Opium-Episode mit dem Bruder. Dazu selbstverständlich die dramatische Liebe zu Weightman mit ebenso dramatischer Zeitlupe und viel Regen, die bewusst Parallelen zu „Stürmische Höhen“ aufweist. Das trefflich ausgestattete und kostümierte Historienstück wirkt vor allem durch seine unabhängige Hauptfigur alles andere als verstaubt und gestrig.


Ein FILMtabs.de Artikel