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Cicero

Deutschland 2020, Regie: Tina Freitag, Kai Wessel, 117 Min., FSK ab 0

Die Dokumentation über zwei hochtalentierte Musiker, Vater Eugen (1940-1997) und Sohn Roger Cicero (1970-2016), sieht mit vielen quasselnden Zeitgenossen und ein paar Musikstückchen aus, wie konventionelle Selbstdarstellung in Film-Biografien. Doch „Cicero“ scheitert sogar an diesem simplen Standard und wird dank vielfach unglücklicher Darstellung selbst Fans extrem ermüden.

Das Doppelporträt von Vater Eugen und Sohn Roger Cicero, beide herausragende Artisten ihrer Zeit und beide relativ jung an Hirnschlägen verstorben, langweilt schon zu Anfang mit vielen „Talking Heads“, den üblichen Interviews mit Leuten, die sich über Roger Cicero begeistern. Mit relativ wenigen Bilddokumenten wird vor allem nach-erzählt, was im Film nicht sonderlich attraktiv ist. (Die ganzen Menschen, die einen vollquatschen, lernt man übrigens nicht kennen – das trägt viel zum Desinteresse gegenüber dieser Machart bei.)

Dann wechselt „Cicero“ völlig unvermittelt zur Biografie des Vaters Eugen, einem herausragenden Jazzpianisten aus Rumänien, der obwohl unter deutschen Kollegen hochverehrt, nie international Karriere machte. Dies alles, eine kurz behandelte Drogenabhängigkeit, das Verhältnis zum Sohn, klingt nach spannender Geschichte. Der Film „Cicero“ präsentiert es durch seine Machart trotzdem extrem uninteressant.

Nach weiterem uneleganten Fokuswechsel erzählen Mitmusiker, Manager, Label-Vertreter, Stylisten und Verwandte den Erfolg von Roger Cicero, was vor allem als Musterbeispiel für Musik-Marketing herhalten kann. Ein Konflikt zwischen Kommerzialisierung mit dem deutschen Swing-Album und einer „puren“ Jazzmusik ohne Schnickschnack etwa bei den durchdesignten Klamotten mit Hütchen, wird erwähnt. Das Debakel der ESC-Teilnahme ist Geschichte. Roger Cicero äußert sich nie dazu. Zu etwas anderem ebenso wenig. So bleibt eine von der Idee her reizvolle Doppelbiografie zweier ähnlicher Musikerkarrieren völlig seelenlos und sogar gegenstandslos. Die, über die so viel geredet wird, verschwinden im endlosen Redeschwall.


Ein FILMtabs.de Artikel