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Nebenan

BRD 2021 Regie: Daniel Brühl, mit Daniel Brühl, Peter Kurth, Rike Eckermann, Aenne Schwarz, 94 Min. FSK ab 12

Das Fenster zum gentrifizierten Hof

„Sie wohnen in meinem Haus…“ „Ich bin schon länger da!“ Ein scheinbar zufälliges und belangloses Gespräch in der Berliner Eckkneipe „Zur Brust“ sagt viel über Wohn- und Machtverhältnisse in Prenzlauer Berg. Dass sich letztere in „Nebenan“ öfters ändern, macht unter anderem viel vom Reiz des Kammerspiel-Duells aus. Schauspielstar Daniel Brühl inszeniert sich in seiner ersten Regie selbst als Schauspielstar Daniel Brühl. Schriftsteller Daniel Kehlmann („Die Vermessung der Welt“, „Ich und Kaminski“, „Ruhm“) veredelte das Drehbuch.
Etwas nervös, aber doch sehr routiniert bricht der Schauspielstar Daniel (Brühl) zum Flug nach London auf. Eine neue Rolle in einer erfolgreichen Comic-Serie wartet auf ihn. Zur Routine gehört der Kaffee in einer Viertelkneipe. Dort sitzt Bruno (Peter Kurth), einer der übersehenen Stammgäste im noch nicht veredelten Milieu. Bruno jedoch, das stellt sich in einem langsam, aber sicher eskalierenden Schlagabtausch heraus, weiß eine Menge Privates über die Berühmtheit, dessen untreuer Frau und die nicht ganz zuverlässige Haushälterin. Wie der ehemalige Stasi-Mitarbeiter von Daniels schicker Vorderhaus-Appartement in Hinterhaus gelangte, ist bittere deutsch-deutsche Geschichte. Wie der arbeitslose Wende-Verlierer die Oberhand beim millionenschweren Star gewinnt, ist fies, kriminell und höchst spannend anzusehen.
Peter Kurth als der neidische Nachbar von Daniel, ist der eigentliche Hauptdarsteller und hätte bei der Berlinale einen guten, alten Darstellerpreis verdient. Daniel Brühl inszeniert sich selbst mit herrlich viel Ironie als Action-Witzfigur mit Kutte, als eitler, egozentrischer Erfolgsmensch, der für seine Umgebung blind geworden ist. Doch – vielleicht zum Glück – passt jemand im Hoffenster zum Hinterhaus auf.


Ein FILMtabs.de Artikel