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Der Bär in mir

Schweiz 2019 Regie: Roman Droux 91 Min.

Kindern zu erklären, dass Bären im Zoo etwas anderes sind, als der Teddy zum Kuscheln, ist eine schwierige, aber lebenserhaltende Aufgabe. Nun kommt ein Natur-Film daher, der diese Mühe zunichte macht: „Der Bär in mir“ zeigt einen Bären-Fan, der in Alaskas Wildnis den riesigen Tieren zu nahe kommt.

Der Bären-Fan David Bittner erscheint eindeutig als Spinner, der auf Alaskas Wiesen Gespräche mit einer riesigen Bärin führt, die nur zwei Meter von ihm entfernt ist. Zu ihm gesellt sich der Filmemacher Roman Droux für einige Monate in der Wildnis, fern von jeder Zivilisation. Dass der Regisseur einst einen Teddybären hatte, prädestiniert ihn dazu, bei diesem Blödsinn mitzumachen – meint er im Off-Kommentar. Im „Land der Bären“, einem Küstengebirge umgeben von endlosen, menschenleeren Stränden, leben Grizzlybären ungestört von Menschen. Bis auf „Bärenforscher“ David Bittner, der begeistert eine noch vom Winterschlaf warme Höhle aufstöbert und mit „seinen Freunden“ Balu und Luna Zwiegespräche führt.

„Der Bär in mir“ macht diesmal nicht auf Vermenschlichung von Tieren, sondern die Verdämlichlichung des Menschen. Dramatisch soll es sein – und da ist dieser Film ganz Disney – wenn die Lachse auf sich warten lassen und eine Bären-Mutter langsam viel Hunger bekommt. Dann wird auf die Tränendrüse gedrückt, weil das kleinste der drei Nachwuchs-Bären – „Bärchen“! – immer zu wenig Essen abbekommt.

Der größte Teil des in seinen Nah-Aufnahmen interessanten Films wurde mit kleinen, versteckten und „unabhängigen“ Sport-Kameras gedreht. So und mithilfe von Drohnen entstehen auf saftigen sibirischen Wiesen und an Flussläufen eindrucksvolle Bilder. Doch hinter allem steht vor allem Fan-Tum und nicht Forschungsinteresse. Es ist zu befürchten, dass bald massenhaft Abenteuer-Touristen wie David Bittner neben den wilden Bären campen wollen.


Ein FILMtabs.de Artikel