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Der göttliche Andere

BRD, Italien 2020 Regie: Jan Schomburg, mit Matilda De Angelis, Callum Turner, Pino Ammendola 91 Min.

Es ist Sommer in Rom, in einer Zeit als die Straßen noch erfüllt waren vom quirligen Chaos, wo alles hupte und die Vespas knatterten. Die ganze christliche Welt schaut zum Vatikan, denn in wenigen Tagen wird dort weißer Rauch aufsteigen und ein neuer Papst tritt in den Dienst Gottes. Damit hat der junge Fernsehreporter Gregory (Callum Turner) herzlich wenig am Hut. Schließlich hat ihn das Leben gelehrt, keine Bindungen einzugehen – weder mit Gott noch mit Menschen. Damit kommt er vermeintlich gut durchs Leben. Immerhin hat er es zum smarten Nachrichtenanchor gebracht und berichtet gemeinsam mit einer Assistentin und dem Kameramann von der Papstwahl. Gregory ist es gewohnt, sich durchs Leben zu schwindeln. Als Atheist gibt er vor, dass ihn mehr die Geschichten der Armen und Ungläubigen interessieren – für die Bettler auf der Straße hat er aber keinen Blick übrig. Dafür aber für Maria (Matilda De Angelis). Als sie auf dem Dach ihrer Mutter drehen, lernt er die junge, attraktive Römerin kennen und sie bringt ihn tatsächlich aus dem Konzept. Als sie ihm nach einem feucht-fröhlichen Abend das Versprechen abringt, sich nicht in sie zu verlieben, passt das eigentlich rundum in sein Beuteschema. Doch es kommt wie es kommen muss: Gregory hat sich Hals über Kopf in Maria verliebt, doch die ist bereits einem anderen versprochen – Gott. In drei Tagen wird sie ihr Gelübde als Nonne ablegen und in ein Kloster gehen – und der Allmächtige ist ein wahrlich eifersüchtiger Liebhaber, wie Gregory schmerzhaft feststellen muss. Das Grundkonzept der romantischen Komödie ist bekannt und bewährt: Er verliebt sich in sie, sie verliebt sich in ihn, doch sie steht kurz vor der Hochzeit und muss sich nun entscheiden. Der Aachener Regisseur Jan Schomburg (»Über uns das All«) hat allerdings alles andere als eine konventionelle Rom-Com im Sinn. Der göttliche Dreh hebt seine herrlich absurde Sommerkomödie von gängiger Fließbandware ab. Dabei hat er große Freude, mit dem Schicksal seiner Figuren zu spielen. Die durchbrechen auch schon mal unvermittelt die Vierte Wand und lesen die Untertitel mit, die den teilweise in italienisch gedrehten Film begleiten. Wenn von höchster Stelle versucht wird, die Liaison zu verhindern, scheut die turbulente Handlung auch nicht den Abstecher ins Übersinnliche. Temporeich und hemmungslos wird hier mit Klischees gespielt, was »Der göttliche Andere« zu einem überraschenden Vergnügen macht. Darüber hinaus stimmt auch ein weiterer wichtiger Faktor in der Gleichung: Die Chemie zwischen den Liebenden. Die 24-jährige Matilda De Angelis aus Bologna war European Shooting Star 2018 und steht derzeit neben Nicole Kidman und Hugh Grant in der Serie »The Undoing« von David E. Kelley (»Big Little Lies«) vor der Kamera. Ihr Leinwandpartner Callum Turner war zuletzt in der Jane Austen-Adaption »Emma« zu sehen und verkörperte den Theseus Scamander in »Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen«. In »Der göttliche Andere« haben die beiden sichtlich Spaß, der sich auf den Zuschauer überträgt. Eine unbeschwerte Sommerkomödie in der Ewigen Stadt.


Ein FILMtabs.de Artikel