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Mustang

Türkei, Frankreich, Katar, BRD 2015 Regie: Deniz Gamze Ergüven mit Günes Sensoy, Doga Zeynep Doguslu, Elit Iscan, Tugba Sunguroglu, Ilayda Akdogan 94 Min. FSK ab 12
Sommer, jung und frei – in den ersten Bildern von Deniz Gamze Ergüvens „Mustang“ tobt eine Gruppe Jugendlicher unbeschwert im Meer. Es ist das Paradies der Jugend und doch droht die Vertreibung bereits im Hintergrund. Schließlich leben sie in der Türkei, einem Land, hin- und hergerissen zwischen Tradition und Moderne. Es kommt, wie es kommen muss: die Nachbarn reden, die Großmutter und der Onkel, die nach dem Tod der Eltern für Lale, Nur, Ece, Selma und Sonay verantwortlich sind, handeln radikal. Sie sperren die fünf Schwestern ein, verriegeln die Fenster und errichten höhere Mauern um das Haus. Doch gegen die Natur der Heranwachsenden kommen sie nicht an und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich der Konflikt zwischen den Generationen entlädt. Die junge türkische Regisseurin ist in ihrem zweiten Film ganz nah bei ihren Protagonistinnen. Ihr Film hat etwas Schwereloses, ganz ähnlich dem thematisch verwandten „Virgin Suicides“. Allerdings fehlt hier die Distanz der historischen Betrachtung. Während Sofia Coppola das Heranwachsen in den Siebzigern schilderte, spielt sich die Geschichte von Ergüven und ihrer Co-Autorin Alice Winocour in einer türkischen Gemeinde in der Gegenwart ab. Die traditionellen Vorstellungen der Alten von einem keuschen Leben bis zur arrangierten Heirat treffen auf die Welt der Kinder, die geprägt ist von den Bildern eines westlichen, freiheitlichen Lebensstils. Ein genau beobachtetes, berauschend fotografiertes Werk, das für Frankreich ins Oscarrennen geht – als erster nicht-französischsprachiger Film.


Ein FILMtabs.de Artikel