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Der Kuaför aus der Keupstraße
BRD 2015 Regie: Andreas Maus 98 Min. FSK: ab 0
Dieser exzellente und enorm wichtige Dokumentarfilm blickt auf jene, die beim ewig langen NSU-Prozess gegen Zschäpe oft vergessen werden: Die Opfer. „Der Kuaför aus der Keupstraße“ erzählt die Geschichte des Nagelbombenanschlags des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) vor einem türkischen Frisörsalon in der Kölner Keupstraße am 9. Juni 2004 nach und zeigt die Folgen in einer packenden Inszenierung auf.
Die ersten Bilder von in Zeitlupe auf den Boden fallenden Nägeln sind schauerlich, werden aber im Verlauf von den Originalverhören der Polizei im Entsetzlichen übertroffen. Die wollte unglaublicherweise monatelang den Opfern die Schuld zuschieben. Später kommen weitere Ungereimtheiten der Polizeiarbeit ans Licht, als die noch verletzt Verhörten später nur Fragmente stundenlanger Befragungen und Anschuldigungen im eindeutig „nachbearbeiteten“ Protokoll wiederfinden. Das Ausmaß der politisch verzerrten Blicks ist schockierend: Gleich mehrere versteckte Ermittlersollten organisierte Kriminalität im türkischen „Milieu“ aufdecken.
Vor allem die Opfer des Anschlages, die beiden türkischen Friseure, kommen zu Wort. Dazu gibt es in Bild und Ton exzellente Porträts von Menschen des Viertels, Geigenbauer, Schneiderin, Konditor, CD-Händler und selbstverständlich der Mann vom Kiosk. Neben den Interviews fügt der Film geschickt in stilisierter Szenerie nachgesprochene Vernehmungsprotokolle ein. Eine weitere, poetische Ebene lässt der rechtschaffenen Entrüstung mit kommentierenden Texten freien Lauf. Die Filmemacher finden durchgehend packende Formen für ihre sorgfältig mit langem Atem recherchierte Geschichte. Ein sehnsüchtig aufgesogenes Gegengift zu dem Schlagzeilen-Stakkato der meisten Medien.
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- Publiziert von:
- Günter H. Jekubzik, 23.02.2016 / 11:30
- Rubrik:
- Kritiken GHJ
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