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Invictus – Unbezwungen

Invictus – Unbezwungen
USA 2009 (Invictus) Regie: Clint Eastwood mit Morgan Freeman, Matt Damon, Tony Kgoroge 134 Min.

Lässt sich der alte Haudegen Clint Eastwood vor den Karren der problematischen Fußball-WM in Südafrika spannen? Sicher ist, dass der über alle Kategorien herausragende Regisseur mit „Invictus“ wieder einen guten und starken Film gemacht hat. Eastwood genießt als Schauspieler, Regisseur und integrer Mensch einen besonderen Status auch in Hollywood, sodass er, genau wie seine Filmfiguren („Dirty Harry“), vor niemandem den Kopf beugen braucht. Sein Film über Nelson Mandela und die Rugby-WM von 1995 in Südafrika erzählt vor allem von Versöhnung einer geteilten Nation. Mit Morgan Freeman als Mandela-Darsteller (und Produzent) ein ebenso packender Sport- wie ein berührender Menschenfilm.

Zwei Seiten, Schwarz und Weiß: Das Fußball-Feld mit jungen Schwarzen links von der Straße bricht in Jubel aus, als das Auto mit Nelson Mandela vorbei fährt. Die elitären weißen Rugby-Spieler recht bezeichnen ihn als „Terrorist“. Es ist das Jahr 1990, der legendäre ANC-Führer Mandela wurde nach 27 Jahren Gefängnis entlassen. Historisch rasant gewinnt der ANC 1994 die Wahlen, an der erstmals schwarz und weiß teilnehmen durften. Mandela wird Präsident, doch das Land befindet sich am Rande eines neuen Bürgerkrieges. Überall wo ein Miteinander werden soll, gibt es Konfrontation.

Flott erzählt „Invictus“ diese Geschichte nach, um sich Zeit für die faszinierende Figur Mandelas (Morgan Freeman) und seine Ideen zu nehmen. Da ist es eine nette Spielerei, dass ihn der Spiegel mit Rasierschaum auch in Schwarz-Weiß zeigt. Aber das Konzept der „reconciliation“, diese besondere Form von Versöhnung, welches die „Rainbow Nation“ mit der neuen Flagge und der neuen Nationalhymne einigen soll, muss jeden berühren. Nicht nur angesichts von schwieriger deutscher Vergangenheitsbewältigung nach 1945 und 1989. Auch im privaten Leben können solche Sätze Wirkung zeigen: „Vergebung befreit die Seele. Sie vertreibt die Angst und ist unsere mächtigste Waffe.“

Nelson Mandela entscheidet sich in der kritischen Situation für seine „Familie aus 42 Millionen Südafrikanern“, mit dem Gegner mitzufühlen, mit dem Gegner zu spielen. Ihn damit zu überraschen, dass die Schwarzen keine Rache an ihren Unterdrückern und Peinigern suchen. „Playing the enemy“ heißt der beziehungsreiche Titel der Vorlage von John Carlin (Drehbuch Anthony Peckham). Die weißen Südafrikaner lieben ihre „Springbocks“, ihr Rugby-Team. Die Schwarzen spielen lieber Fußball. Doch bei der WM im eigenen Land sollen alle gemeinsam hinter „ihrem“ Team stehen. Für diesen generalstabsmäßig durchgeführten Plan lässt Mandela sogar wichtige Regierungsdelegationen warten. Ist das Politik oder Sport, fragt seine engste Mitarbeiterin skeptisch. Doch letztendlich verwandelt Mandela jeden, mit dem er zusammentrifft. Er beseelt auch Francois Pienaar (Matt Damon), den aus einer rassistischen Familie stammenden Kapitän der Springbocks. Ein Schlüssel zum neuen Selbstbewusstsein ist dabei das titelgebende Gedicht von William Ernest Henley (1849–1903) mit den Schlusszeilen „ICH bin der Herr von meinem Stern, ICH bin der Meister meiner Seel’!“ Ein Gedicht, das Mandela in Haft und Arbeitslager Kraft gegeben hat.

Man kann bei „Invictus“ gut an das fußballerische „Wunder von Bern“ denken, das 1954 wichtig für das „nation building“, das Bewusstsein einer Nation, in Deutschland war. Aber man könnte den Film auch vor der Folie sehen, dass auch die USA erstmals einen Schwarzen Präsidenten hat, der Vorurteile und Widerstände überwinden muss. Clint Eastwood ist ein wacher politischer Mensch, schlug als Bürgermeister von Carmel selbst mal einen politischen Weg ein.

Morgan Freeman, auch Produzent dieses Films, erweist sich mit seiner ruhigen und kraftvollen Ausstrahlung als kongenialer Darsteller Mandelas. Matt Damon hat sein Fitness-Studio eifrig genutzt, ihm gelingt das weiße Jüngelchen aber recht gut. Richtig gut sind dann die Sportszenen der zweiten Hälfte. Da bringt vor allem die Tonspur Aggressivität und Kraft des Rugby-Sports rüber. Immer wieder sehr schön auch im Mikrokosmos der Leibwächter-Truppe, die sich aus treuen Mandela-Kämpfern und weißen Veteranen des alten Präsidenten De Clerk zusammensetzt. Ein Film, der Hoffnung macht, auch wenn die aktuellen Meldungen aus Südafrika viele neue Probleme aufzeigen.


Ein FILMtabs.de Artikel