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No Country for old men
USA 2007 (No Country for Old Men) Regie: Ethan Coen, Joel Coen mit Tommy Lee Jones, Javier Bardem, Josh Brolin 122 Min. FSK: ab 16
And the winner is … niemand. Höchstens das Böse an sich siegt. Gäbe es einen Oscar für den dunkelsten Nihilismus im Film, "No Country for old men" hätte sich diesen als fünften neben den Kategorien Bester Film, Bester Nebendarsteller (Javier Bardem), Beste Regie und Bestes adaptiertes Drehbuch (beides: Ethan Coen, Joel Coen) eingeheimst. Die Coen-Brüder ("Fargo") wandeln in ihrer mordlustigen Filmreise den Spaß am cooler Töten in eine schauerlich pessimistische Bilanz dieser Welt.
Es ist eine Sauerei – Sheriff Bell (Tommy Lee Jones) erkennt es sofort: Mitten in der texanischen Wüste zeugen viele Leichen und verlassene Autos von einem Drogendeal, der ziemlich schief gegangen ist. Was Bell noch nicht weiß: Vorher fand der Antilopenjäger Llewelyn Moss (Josh Brolin) ein paar Säcke Heroin und 2,4 Mio. Dollar. Das klassische moralische Dilemma: Niemand sieht es, niemand gehört es und zuhause möchte eine liebe Frau verwöhnt werden. Moss greift zu und geht nach Hause. Ein Fehler, vor allem in einem Film von Ethan und Joel Coen, die von "Miller’s Crossing" bis "Fargo" nie zimperlich mit ihren Figuren umgingen. Doch je mehr Moss vom Jäger zum Gejagten wird, je mehr er gar nicht mehr ums Geld, sondern nur noch ums Überleben seiner Frau kämpft, umso mehr wird einem die einfache Habsucht sympathisch.
Denn auf der anderen Seite steht das Böse. Die Perücke des Grauens: Mit einem wahrlich unglaublich bescheuerten Haarschnitt tritt der Killer Anton Chigurh (Javier Bardem) in die Szene. Diese absurde, aber dadurch noch erschreckendere Verkörperung des Bösen verfolgt mit Nachdruck die Spur des Diebes. Oder mit Hochdruck? Auf jeden Fall mit Druckluft, die ein Bolzen-Schußgerät antreibt. Und so jeden mit chirurgischer Genauigkeit umbringt, der ihm im Weg ist. Oder fast jeden, denn Chighur mordet nicht nur eiskalt und mit derselben Selbstverständlichkeit, mit der die Sonne jeden Tag aufgeht. Er lässt auch schon mal seine Opfer vorher eine Münze werfen, die über Leben und Tod entscheidet. Eine finale Pointe.
Eine von vielen trockenen, unvergleichlichen Coen-Scherzen, die sich durch den Film ziehen wie die Blut-Spur hinter Chigurh. Insofern adaptieren sie den Roman-Stoff von Cormac McCarthy ganz wie man es von ihnen erwartet. Aber die beiden exzellenten Regisseure sind nicht nur Meister des Schöner-Mordens. Immer wieder taucht Transzendentes bei ihnen auf und genau diese Ebene veredelt den in Bild, Schauspiel, Musik und Rhythmus schon hervorragenden "No Country for old men". Es bleibt diesmal nicht beim makabren Spaß, die Mordserie führt zu einer erschütternd pessimistischen Sicht auf die erschreckende Gewalt in den USA. Und zur Resignation der alten Ordnungsmacht Sheriff Bell: Dies sei kein Land für alten Menschen mehr – No Country for old men.
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- Publiziert von:
- Günter H. Jekubzik, 27.02.2008 / 9:00
- Rubrik:
- Kritiken GHJ
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