« | Home | »

Atlas (2018)

BRD 2018 Regie: David Nawrath, mit Rainer Bock, Albrecht Schuch, Nina Gummich, Johannes Gevers 100 Min. FSK ab 12

Was bei den Darstellern als eindrucksvolle Herrenriege auftrumpft, bleibt nicht nur ein üblicher Besetzungs-Coup: „Atlas“ ist ein knallharter Krimi um Gentrifizierung und arabische Familien-Gangs, dazu eine bittere Vater-Sohn-Geschichte und ein großartig geschriebener Film mit enormer emotionaler Wucht.

Der alte Möbelpacker Walter (Rainer Bock) arbeitet bei einem Speditionstrupp und räumt Wohnungen für einen Gerichtsvollzieher. In einem Mieter, der sich wehrt, erkennt Walter seinen Sohn Jan (Albrecht Schuch), den er vor Jahren im Stich gelassen hat. Und der legt sich ausgerechnet mit dem neuen Kollegen an. Hadi (Mohammad-Ali Behboudi) ist ein ultrabrutaler Vollidiot und Mörder, der für arabische Familien die Mieter mit aller Gewalt vertreibt. Walter nimmt Kontakt mit der Familie seines Sohns auf, ohne sich erkennen zu geben. Da er weiß, wie die Immobilien-Mafia vorgeht, versucht er Jan zum Aufgeben zu überreden. Aber der Heißkopf will die Gefahr nicht erkennen, in der er sich befindet.

Rainer Bock, zuletzt in „Der Fall Collini“ nur am Rande zu sehen, kann hier mit Können und Körper wuchtig aufspielen. Der Titan des Titels ist sein Walter, der immer noch mehr trägt als die jüngeren Kollegen. Aber mit der Rettungsaktion verhebt er sich. In der Dickköpfigkeit gleicht der Sohn dem vorbestraften ehemaligen Gewichtheber. Obwohl Walter wieder zu kriminellen Mitteln greift, gibt man seiner Schwiegertochter recht, wenn sie sagt: „Sie sind ein guter Mensch!“

Was als feinerStudie vereinsamter und verschlossener Männer beginnt, wird auf dem Weg zum Sozialkrimi immer intensiver und dramatischer. Mit der letzten Wendung krönt Regisseur und Ko-Autor David Nawrath sein großartiges Debüt.


Ein FILMtabs.de Artikel