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The Outpost

USA, Bulgarien 2020 Regie: Rod Lurie, mit Scott Eastwood, Caleb Landry Jones, Orland Bloom 123 Min.

Der Kampf der USA gegen die Taliban in Afghanistan ist einer der blutigsten und längsten Kriege der jüngeren Geschichte. Kein Wunder, dass es so wenige filmische Adaptionen des Konflikts gibt, eignet er sich doch nicht für die sonst übliche Heldenverehrung des US-Kinos. Filme wie „Operation: 12 Strong“ und „Lone Survivor“ sind dann auch eher Zeugnisse von misslungenen Operationen, aus denen es gilt, irgendwie lebend heraus zu kommen.

Auch der auf wahren Begebenheiten beruhende „The Outpost“ basiert auf Fehlentscheidungen der Heeresführung. Die hielt es für eine clevere Idee, den Außenposten Camp Keating im Norden Afghanistans zu halten. Die US-Soldaten sollten dort Kontakt zu den Zivilisten herstellen, um gemeinsam mit ihnen die Taliban zu bekämpfen. Doch die Kommunikation mit dem Ältestenrat ist schwierig und immer wieder schließen sich Bewohner des Dorfes dem Feind an, spionieren das Camp aus oder liefern sich Schlachten mit der Einheit. So steht das Platoon ständig unter Beschuss und nie ist wirklich klar, wem man trauen kann.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Basis mitten in einem Tal des Hindukusch liegt. Zu allen Seiten erstrecken sich Berghänge. Die Soldaten sind am Boden des Kessels gefangen, ohne Hoffnung auf Verstärkung. Eine Katastrophe mit Ansage. So ist es kein Wunder, dass die dort stationierten Soldaten sehnsüchtig darauf warten, dass das Camp aufgelöst wird und sie nach Hause zurückkehren können. Stattdessen kommt immer wieder Nachschub für die Gefallenen. Als Ty Carter (Caleb Landry Jones) und seine Einheit von Frischlingen im Tal landen, geht es ihm wie jedem, der zum ersten Mal das Tal betritt: Die Augen weit aufgerissen, den Kopf im Nacken, wandert der Blick ungläubig den Hang hinauf bis zu den hoch oben liegenden Serpentinen, von denen der Feind kommen wird.

Die Tage sind erfüllt mit Mannbarkeitsriten und Gesprächen über die Heimat – alles, was die Einheit aufrecht hält. Zwischendrin immer wieder die unvermittelten Angriffe, die immer wieder Opfer fordern. So herrscht auch auf der Führungsebene ein Kommen und Gehen und die Frage nach dem Sinn der Mission wird immer lauter, geht jedoch meist im Lärm des Kugelhagels unter. Regisseur Rod Lurie („Die letzte Festung“) zeichnet ein ernüchterndes Bild einer Himmelfahrtsmission. Seine Absicht ist es, den gefallenen Soldaten eine letzte Ehre zu erweisen. So sind ihre Namen zu lesen, wenn sie das erste Mal ins Bild treten, und auch noch der Abspann wird bemüht, ihre Geschichte möglichst authentisch wiederzugeben.

Die Übersicht bei der Vielzahl an Figuren, von denen man nicht weiß, ob sie die nächste Szene überleben, zu behalten, ist jedoch eine Herausforderung, die man relativ schnell ruhen lässt. Zwischenmenschliches geht im Kugelhagel unter, zumal die Dialoge meist rudimentär sind. Kameramann Lorenzo Senatore („Hellboy – Call of Darkness“) sorgt mit langen Kamerafahrten für intensive Eindrücke in der letzten Schlacht. Wirklich im Gedächtnis bleiben nur Scott Eastwood als zweifelnder Offizier und Caleb Landry Jones („Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“) als Frischling, durch dessen Augen der Wahnsinn des Krieges spürbar wird.


Ein FILMtabs.de Artikel