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Late Night

USA 2019 Regie: Nisha Ganatra, mit Emma Thompson, Mindy Kaling, John Lithgow, Reid Scott, Hugh Dancy 102 Min.

Die Bewegung #metoo entstand in Hollywood. Da ist es eine interessante Volte, die nicht mehr ganz erfolgreiche us-amerikanische Late Night-Talkerin Katherine Newbury ihrerseits über eine Affäre mit einem jüngeren, abhängig Beschäftigten stolpern zu lassen. Neben dem Vorführen eines sexistischen und rassistischen Medienbetriebes unterhält der anfangs bissige „Late Night“ vor allem mit Emma Thompson in Rolle eines zynischen Medien-Profis.

Seit über 30 Jahren steht die Britin Katherine (Emma Thompson) vor den Kameras der Talkshow „Tonight with Katherine Newbury“. Weshalb, das lässt sich kaum noch erahnen. Vielleicht weil sie unverrückbar auf Qualität und auf Intelligenz wert legt. „Unverrückbar“ wird jedoch gefährlich, wenn es eine Unfähigkeit einschließt, mit sozialen Medien umzugehen.

Eher aus Publicity-Gründen stellt Frauen-Hasserin Katherine mit der unerfahrenen Quereinsteigerin Molly (Mindy Kaling) die erste Frau für ihr Autorenteam ein. Ein Team von arroganten weißen Männern, das die Frauentoilette für ihr großes Geschäft nutzt – weil ja hier nie eine Frau gearbeitet hat. Doch Katherine ist die Königin dieser hoch-toxischen Arbeitsumgebung: Sie nummeriert diese Truppe sexistischer und rückständiger Speichellecker durch, weil sie sich die Namen nicht merken will. Durch Molly kommt echtes Leben in diese Bude, während die Sendung eigentlich schon durch die Konzern-Chefin abgesetzt wurde.

Katherine Newbury, diese geadelte Britin, ist zu intelligent für diese Welt und vor allem für us-amerikanisches Fernsehen. Wenn man / frau keine Ahnung von sozialen Medien hat, verliert man allerdings das Publikum, das keine Ahnung von haufenweise Emmys und Golden Globes hat. Wie die privilegierte weiße Frau die Herzen der Menschen gewinnt, auch die jüngerer und anderer Hautfarbe, ist der Hintergrund einer Karriere-Komödie im gekonnt modernisierten Stile von “Die Waffen der Frauen“ („Working Girl“, 1988). Das Drehbuch schrieb die amerikanische Stand-Up- und Fernsehkomikerin Mindy Kaling, die auch ko-produzierte und die zweite Hauptrolle der Molly spielt. Von ihr kommen das echte Leben, die treffenden Sätze und das überzeugende Sentiment der Geschichte.

Nach Katherines Canossa-Gang auf High Heels in eines der weniger attraktiven Viertel der Stadt, in dem die mehrfach geschasste Quoten-Autorin Molly lebt, bekommt „Late Night“ zu einfach ein Happy End aus Hollywood, Nach einer bösen Darstellung übler Verhältnisse in der Medien-Welt wird die Hoffnung auf eine bittere Satire mit doppeltem Boden enttäuscht. Katherine ändert sie sich wirklich, ihr Zynismus ist verflogen. Das macht die Komödie netter und sicher erfolgreicher, aber auch gewöhnlicher.


Ein FILMtabs.de Artikel