« Der Goldene Handschuh | Home | Vice »
Mid90s
USA 2018 Regie: Jonah Hill, mit Sunny Suljic, Lucas Hedges, Katherine Waterston,
Na-kel Smith, Olan Prenatt 85 Min. FSK ab 12
Die ersten Regie-Arbeiten von Schauspielern sind – ob gelungen oder nicht – oft prätentiös. Da muss jemand beweisen, was er alles gesehen und gelernt hat. Jonah Hills, das bekannte Gesicht aus „21 Jump Street“ , „The Wolf of Wall Street“ und vielen populären Filmen macht es anders. Sein Regiedebüt, eine Zeitreise in die 90er, ist begeisternde Filmkunst voll mit authentischem Lebensgefühl.
Stevie (Sunny Suljic) ist ein strahlender kleiner 13-Jähriger mit staunenden Augen. Das Zimmer des großen Bruders mit dessen Musiksammlung betritt er wie einen Schrein. Nachher gibt es brutale Prügel von dem gestörten und aggressiven Jugendlichen. Ganz anders die Atmosphäre unter den ebenfalls älteren Skatern im Skateshop der Gegend. Ruben, Ray, „Fuckshit“ und „Fourth Grade“ hängen dort und an den Plätzen der Stadt ab. Skaten ist in den 90ern noch keine Attitüde für verwöhnte Wohlstands-Kinder, sondern gelebte Rebellion, die schon mal von der Polizei aufgemischt wird.
Die Kids liefern immer wieder witzige Dialoge. Aber nicht platt witzig für die nächste Pointe oder ein weltweites Publikum, hier glaubt man jung und damals dabei zu sein. Man glaubt dieser Clique überhaupt, was sie sagen, beziehungsweise ihren Erinnerungen. Dabei hilft die Präsenz der jungen Profiskater Na-kel Smith (Ray) und Olan Prenatt (Fuckshit).
Die Jugenderinnerungen des bekannten Schauspielers Jonah Hill in seinem Regie-Erstling „Mid90s“ wurden auf 16mm-Film gedreht. Im alten, quadratischen TV-Format, fängt der tolle, frische Film die Atmosphäre unter den jugendlichen Skatern in Los Angeles Mitte der 90er ein. Jonah Hill erzählt fragmentarisch und endlich mal gibt es keine Erfolgsgeschichte, kein Skate-Wettbewerb im Finale. Klassisch allerdings ist das Auseinanderfallen der Freundes-Clique. Die daraus folgende Katastrophe wird mutig und hart geschnitten.
Auch die Filmmusik (Trent Reznor, Atticus Ross) ist unkonventionell und sehr gelungen: Kurze ungewöhnliche Musik-Clips von den Pixies bis zum Wu-Tang Clan akzentuieren gegen den Strich. Andere verstärken ganz besonders wunderbare der vielen wunderbaren Momente mit Morrissey oder HipHop.
Hill hatte 2007 seine erste Hauptrolle unter den Fittichen von Produzent Judd Apatow mit „Superbad“. Bei Apatow spielte er auch in „Walk Hard: Die Dewey Cox Story“ und in „Männertrip“ (2010). Hinter der Kamera setzte Hill mit den Drehbüchern (zusammen mit Michael Bacall) für „21 Jump Street“ (2012) und „22 Jump Street“ (2014) erste Akzente. Mit Channing Tatum sah man ihn dabei auch vor der Kamera. Nun zeigt „Mid90s“ ein weiteres Gesicht: Hier will jemand anders erzählen und nicht nur seien Idolen nacheifern. Trotz des bekannten und oft dem flachen Komödien-Genre verhafteten Typen auf dem Regiestuhl, ist dies einer der frischesten Filme des Jahres.
Ein FILMtabs.de Artikel
Du liest zur Zeit “Mid90s,” einen Artikel auf filmtabs
- Publiziert von:
- Günter H. Jekubzik, 14.02.2019 / 10:26
- Rubrik:
- Berlinale 2019, Kritiken GHJ
Die Kommentarfunktion ist geschlossen.
Die Kommentarfunktion für diesen Beitrag ist zur Zeit deaktiviert.