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The House that Jack built

Dänemark, BRD, Frankreich, Schweden 2018 Regie: Lars von Trier, mit Matt Dillon, Bruno Ganz, Uma Thurman 153 Min. FSK ab 18

Nachdem der begnadete Regisseur und Cannes-Sieger Lars von Trier zuletzt in „Nymphomaniac“ mit reichlich weiblicher Sexualität provozierte, versucht er es nun mit extremer Gewalt in der Beichte eines Serien-Mörders. Dabei bleibt der ganze, nicht jugendfreie serielle Gewalt-Akt von „The House that Jack built“ letztlich blutleer. Zumindest inhaltlich.

Die gleiche Konstruktion wie bei der Sex-Provokation wendet von Trier nun beim Serienkiller-Schocker an: Die Hauptfigur legt eine ausführliche Beichte gegenüber dem älteren Gesprächpartner ab. Hier erzählt Jack (Matt Dillon) dem mysteriösen Verge (Bruno Ganz) von seiner Karriere als obsessiver Mörder. Der Splatter-Thriller spielt in der 70er Jahren und erzählt zu ausführlich in fünf Kapiteln plus Epilog willkürliche Beispiele aus der „Karriere“ eines psychopathischen Killers. Dillon („There’s Something About Mary“, „Wild Things“) gibt den Psychopathen mit Ordnungs- und Putzwahn auf beeindruckende Weise uncharismatisch.

Zuerst erwischt es Uma Thurman: Ihre Figur drängt sich nach Wagenpanne direkt als Opfer auf. Die gemeine Inszenierung sorgt dafür, dass die geschwätzige Naive bekommt, was man erwartet. Sie wird von Jack mit dem Wagenheber (engl: Jack) erschlagen. Das ist typisch für Horror-Filme, aber von Trier verweigert die übliche charismatische Überhöhung des Mörders. Jack ist nicht besonders raffiniert, überzeugend oder eindrucksvoll. Ein uninteressanter Normalo, der sich selbst zu wichtig nimmt und meint, er sei clever. Noch dümmer stellt sich allerdings die Polizei an. Eine kilometerlange eklige Blutspur führt zu einem völlig zerfetzten Gesicht, einer der schwer erträglichen Splatter-Momente, die für das FSK ab 18 sorgen.

Wobei die Fans des Blutrünstigen wiederum schockiert sein werden von den wild zwischen die Morde montierten kulturellen Einsprengseln. Es ist ernüchternd, dass ausgerechnet die langen essayistischen Teile über die Frage, ob Verfall und Zerstörung Kunst erzeugen können, die interessantesten sind. Die Montage von fremdem Bildmaterial enthält als Höhepunkt Szenen von Lars von Triers eigenen Filmen. Und prophylaktisch ein Mimimi-Kommentar zu #meetoo noch eines armen, immer schuldigen Mannes. Dabei muss auch Verge, der Verteidiger der konstruktiven Liebe, in seinen spöttischen Beiträgen fragen, wieso die Frauen immer so dumm seien bei Jack. Eine Antwort gibt es nicht, auch nicht zum „Warum“ dieses Films, der auch stilistisch einer der schwächsten des Dänen ist.


Ein FILMtabs.de Artikel