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Der Grinch (2018)

USA, China 2018 (Dr. Seuss’ How the Grinch stole Christmas) Regie: Scott Mosier, Yarrow Cheney 90 Min. FSK ab 0

Willkommen in den Jim Carrey-Gedächtniswochen! Gleich drei Filme sind Varianten von Erfolgen, die er einst dominierte, doch man vermisst ihn weder bei den beiden Versionen der Weihnachtsgeschichte nach Dickens, noch bei der digitalen Neufassung von Dr. Seuss’ „Der Grinch“. Die ist nämlich viel lustiger ohne ihn.

Der alte, grüne Weihnachtshasser Grinch hat wieder mal aus Langeweile alle Vorräte verschlungen und muss ausgerechnet zur Weihnachtszeit in der Stadt einkaufen. In dieser Zuckerbäcker-Stadt Whoville voller Lieblichkeit und überfreundlichen Menschen. Dazu die schrecklichen US-Weihnachts-Chöre. Aber wie herrlich stinkt der Grinch mit seinen Gemeinheiten und der unversiegbaren schlechten Laune dagegen an!

Nun weiß man selbstverständlich, dass in einem großen Weihnachtsfilm von Universal Pictures auch der Grinch niemals grimmig bleiben darf. Diesmal rennt ihn etwas zu schnell die naive Weihnachtsfreude der kleinen Cindy-Lou über den Haufen. Unverfälscht von Konsum- oder Religionskritik glaubt sie niedlich noch an den Weihnachtsmann. Und will ihn unbedingt vor dem Kamin abpassen, damit er ihrer überarbeiteten, alleinerziehenden Mutter hilft. Während Grinch plant, in der entscheidenden Nacht das komplette Weihnachtsfest zu stehlen.

„Der Grinch“ ist immer wieder eher ein Spaß vom, bei uns noch zu wenig entdeckten Autor Dr. Seuss, als noch ein Weihnachtsfilm. Und dessen verrückte Ideen lassen sich in Animationen viel besser umsetzen als im Realfilm. Angefangen bei einer irren Kaffeemaschine und der aberwitzigen Morgentoilette des grünen Griesgrams, samt Schimmelgeruch als Deo!

Einige verrückte Erfindungen erinnern an „Wallace & Gromit“. Aber hier gibt es nicht nur den treuen Hund als Sidekick, gemeinsam ins enge Bett des Grinchs kommt auch ein sehr gut genährtes und ähnlich anhängiges Rentier. Alles ist detailverliebt in Fiesig- und Süßigkeit. Animation und Montage sind besonders bei dem großen Diebeszug in der Weihnachtsnacht atemberaubend flott und witzig. Auch ohne die oblaten, äh: obligaten Achterbahn-Einlagen geht hier dauernd die Weihnachtspost ab. Von wegen besinnlich. Dafür ziemlich lustig zu den netten Reime des Dr. Seuss und ausgesucht passenden, modernen Songs. Was den Filmemachern zu danken ist! Produzent Christopher Meledandri, mit dem Animationsstudio Illumination auch für „Ich – Einfach unverbesserlich“ verantwortlich, war ebenfalls an den Dr. Seuss-Verfilmungen „Horton hört ein Hu!“ und „Der Lorax“ beteiligt.

Das ganze Spaß-Paket stimmt: Der Grinch wird im Original herrlich heimtückisch von Benedict Cumberbatch gesprochen, in der deutschen Fassung überraschend gut von Otto Waalkes. Die Filmmusik stammt von Danny Elfman, falls die Geschichte nicht schon genug an „Tim Burtons Nightmare before Christmas“ erinnert. So kann selbst der zynische Kritiker Tannennadeln im Kino ertragen.


Ein FILMtabs.de Artikel