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Aus nächster Distanz

BRD, Frankreich 2018 (Shelter) Regie: Eran Riklis mit Neta Riskin, Golshifteh Farahani, 93 Min. FSK ab 12

Eigentlich ist viel Zündstoff zwischen diesen beiden Frauen, die durch dramatische Umstände in einer Hamburger Wohnung zusammen hocken: Die libanesische Informantin Mona (Golshifteh Farahani) hat einen Hisbollah-Kämpfer verraten und dafür vom israelischen Geheimdienst eine neue Identität sowie ein neues Gesicht bekommen. Die Mossad-Agentin Naomi (Neta Riskin) soll Mona beschützen, bis diese sich von der Operation erholt hat.

Naomi bleibt in ihrer Tarnung als biedere Deutsche direkt an Stolpersteinen mit Holocaust-Geschichte hängen. Ein zu aufdringlicher Hausmeister muss alte jüdische Geschichten erzählen. Dauernde Anrufe mit falscher Verbindung und ein anfänglicher Kleinkrieg mit der widerspenstigen Schutzbefohlenen sorgen für Unruhe. Überhaupt laufen ziemlich viele Leute herum und machen sich verdächtig. Dabei sehen wir doch längst den gedungenen Attentäter eine falsche Wohnung stürmen. Aber auch, wie im Hintergrund der deutsche Geheimdienst Monas Leben verschachert.

Aus diesem Stoff hätte ein Genre-Regisseur einen politischen Thriller machen können, aber das ist der israelische Filmemacher Eran Riklis wohl nicht. Er ist immer sehr politisch bei seinen großartigen („Die syrische Braut“, „Mein Herz tanzt“) und seinen zumindest interessanten Filmen. Diesmal beobachtet er nicht „Aus nächster Distanz“. Die Handlung laviert um mehrere Themen und wird fahrig. Ein unglaubwürdiger Mangel an Professionalität vor allem bei Naomi sabotiert den Thriller, auch wenn es immer mal wieder etwas Spannung gibt. Derweil geben die beiden Frauen mehr und mehr Persönliches preis. Naomis Wunsch, ein Kind zu bekommen, ist Monas Sorge um ihren zurückgelassenen Sohn ganz nahe. Der Schock, ein neues Gesicht zu haben, war bei Almodovar ein irrer Moment, hier verpufft er am Rande. Einige Handlungen sind nicht nachvollziehbar, ebenso wenig wie die seltsame Vision Deutschlands unter Terrorbedrohung. Wahrscheinlich muss Eran Riklis näher bei seinen Themen bleiben und die klassischen Thriller anderen überlassen.


Ein FILMtabs.de Artikel