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Don’t worry, weglaufen geht nicht

USA 2018 (Don’t worry, he won’t get far on foot) Regie: Gus Van Sant mit Joaquin Phoenix, Jonah Hill, Rooney Mara, Jack Black 115 Min.

Der US-Cartoonist John Callahan (1951-2010) provozierte mit seinen knappen Skizzen für diverse Zeitungen seit 1983 Mehr- und Minderheiten zu wütendem Protest oder heller Begeisterung. Basierend auf dem eigenen Buch von John Callahan verfilmte Gus Van Sant („Drugstore Cowboy“, „My Own Private Idaho“, „Elephant“) das Leben dieses Alkoholikers und Querschnittgelähmten. Der nach einer selbstironischen Karikatur von Callahan benannte Film „Don’t worry, weglaufen geht nicht“ ist quasi das Lebensbekenntnis eines Alkoholikers, kunst- und reizvoll fließend in mehrere Zeitebenen montiert. Beginnend mit dem Tag, an dem sich John Callahan wieder im Dauerrausch auf dem Weg von einer Party zur nächsten von seinem Saufkumpel Dexter (Jack Black) gegen einen Laternenpfahl fahren ließ. Dabei ist der nun gelähmte kein geduldiger Mensch, der sein Schicksal annimmt. Vor allem keine sympathische Figur. So ist der Weg grimmig, bis sich John im Rollstuhl die Stufen zu den Anonymen Alkoholikern hochtragen lässt.

Die Film-Biografie „Don’t worry, weglaufen geht nicht“ folgt eher trocken den zwölf Schritten eines Alkoholikers. Dabei ist wenig von Gus Van Sant als dem einstigen Star des Independent-Kinos zu sehen, höchstens ein paar stilistische Spielereien. Auch der wilde Jazz von Danny Elfman auf der Tonspur beruhigt sich mit dem Leben von John Callahan. Joaquin Phoenix geht ganz in dieser Person auf, um ihn herum sitzt bei den AA-Treffen eine illustre Gruppe komischer Gestalten mit Udo Kier und Kim Gordon (Sonic Youth). „Schillernd“ tritt aber nur eine Nebenfigur hervor, der schwule und egozentrische AA-Guru Donny (Jonah Hill). Zeitweise wünscht man sich den interessanteren Film mit ihm als Hauptfigur herbei. John Callahan starb im Juli 2010 im Alter von 59 Jahren an den Folgeschäden einer Operation. Seine in den Film eingestreuten Zeichnungen machen Spaß und Lust auf mehr. Auch weil in den 80er- und 90er-Jahren ohne die Diktatur von Political Correctness und die Empfindlichkeit jedweder „Beleidigten“ noch viel mehr sagbar war. Was vorerst auch für die Filmographie von Gus van Sant gilt, die im Laufe der Jahrzehnte nicht aufregender wird.


Ein FILMtabs.de Artikel