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Der Buchladen der Florence Green

Spanien, Großbritannien, BRD 2017 (The Bookshop) Regie: Isabel Coixet, mit Emily Mortimer, Bill Nighy, Patricia Clarkson, 113 Min. FSK ab 0

Es ist ein altvertrautes und immer wieder auch gespanntes Verhältnis, das des Films mit dem Buch. „Der Buchladen der Florence Green“ ist die neueste Ausgabe in dieser Reihe. Ein schöner Film von der Frauenfilm-Regisseurin Isabel Coixet über Bücher, der exakt ein Buch, nämlich seine Vorlage, etwas aus dem Blick verliert.

Florence Green (Emily Mortimer) brauchte einige Jahre, um über den Tod ihres Mannes im Zweiten Weltkrieg hinweg zu kommen. Jetzt, Ende der 50er Jahre, traut sie sich, den Traum eines eigenen Buchladens umzusetzen. Doch das verfallene Häuschen, in das sie ihr gesamtes Vermögen steckt, liegt im englischen Küstenort Hardborough, und der wird von der eiskalten Aristokratin Violet Gamart (Patricia Clarkson) regiert. Violet hat die Vorherrschaft über die Kultur im Ort und will sich da von niemandem reinreden lassen. So hat die Witwe Florence den zurückgezogen lebenden Sonderling Mr. Brundish (Bill Nighy) erst einmal als einzigen Leser. Dafür aber eine engagierte und mutige kleine Assistentin.

Die großartige Emily Mortimer trägt den Film als stille aber entschlossene Florence Green. Ein Charakter, ja eine Persönlichkeit, die sich nicht von den üblichen Machtverhältnissen und Rangordnungen im Dorf beeindrucken lässt. Im Gegenteil: Das fordert sie nur noch mehr heraus. Sie ist ein auf Anhieb sympathischer Mensch, mit dem man gerne umgeht, den man gerne begleitet, auch durch diesem Film. Ebenso hervorragend spielt Bill Nighy. Und sehr schön sind die kleinen Anekdoten, wie seine Schrulle, alle Rückseiten seiner Bücher abzureißen und zu verbrennen, weil er die Portraits der Autoren hasst. Seine Begeisterung für Ray Bradbury und alle anderen seiner anfänglichen Briefe an Florence werden für uns in die Kamera gesprochen. Denn „Der Buchladen der Florence Green“ ist nicht nur nett fotografiert und ausgestattet, behandelt die Bücher durch die Protagonisten und die Kamera besonders sorgfältig, der leise Witz der Hauptfigur hat sich auch in die Inszenierung der erfahrenen spanischen Regisseurin Isabel Coixet („Learning To Drive“, „Elegy oder die Kunst zu lieben“, „Das geheime Leben der Worte“, „Mein Leben ohne mich“) geschlichen.

Zwar kommen sich Florence und Mr. Brundish im Gespräch über damals progressive Werke wie Nabokovs „Lolita“ oder Bradburys „Fahrenheit 451“ näher, doch seltsamerweise könnten die Bücher eigentlich eine größere Rolle spielen, was sie anscheinend im Roman der britischen Schriftstellerin Penelope Fitzgerald auch tun.


Ein FILMtabs.de Artikel