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Julieta

Spanien 2016 Regie: Pedro Almodóvar mit Emma Suárez, Adriana Ugarte, Daniel Grao, Inma Cuesta 100 Min.

Pedro und die Frauen – immer wieder verfilmt der Spanier Pedro Almodovar meisterhaft Frauenschicksale. Weicht er davon ab, wie zuletzt mit der Flugklamotte »Fliegende Liebende« geht er allerdings auch ziemlich baden. Mit seinem 21. Film besinnt er sich wieder auf seine Stärken, adaptierte jedoch wie schon bei »Die Haut, in der ich wohne« eine literarische Vorlage. Er nahm die miteinander verwobenen Kurzgeschichten »Entscheidung«, »Bald« und »Schweigen« von Alice Munro und fügte sie zu einem mitreißenden Schicksalsweg einer Frau zusammen, der drei Jahrzehnte umspannt. Die Geschichte beginnt am Ende des Weges. Julieta ist kurz davor, ihrer Heimat Madrid endgültig den Rücken zu kehren. Ihre Koffer sind gepackt, die Umzugskisten füllen sich. Da stößt sie auf ein altes, in viele Einzelteile zerrissenes Bild ihrer Tochter Antia in einer der Schubladen. Julieta ist wie gelähmt. Sie beschließt ihre Erinnerung aufzuschreiben, um so vielleicht Frieden mit sich und ihrer Tochter zu finden. Sie erzählt davon, wie sie Antias Vater kennen lernte, wie sich die dunklen Wolken des Schicksals über dem Haus am Meer zusammenbrauten und es schließlich zum Bruch mit ihrer erwachsenen Tochter kam. Almodovar erzählt mitreißend und spannend und lässt ausreichend Leerstellen für den Betrachter, der die Geschichte im Kopf weiterspinnt. Adriana Ugarte ist das Zentrum des Films und verkörpert den Reifeprozess überzeugend. Auch der Fluss in die Gegenwart, in der Emma Suárez das Gesicht von Julieta ist, funktioniert nahtlos. Ãœberhaupt ist hier alles im Fluss ohne dahinzuplätschern – Alberto Igleasias’ einfühlsamer Score, die kräftigen Farben der Bilder von Jean-Claude Larrieu. Im Oeuvre des Meisters ist »Julieta« eine angenehme Abwechslung zum oftmals hysterischen Tonfall. Ein gereifter Almodovar, aber nicht weniger meisterhaft erzählt.


Ein FILMtabs.de Artikel