« | Home | »

Der große Gatsby

USA, Australien 2013 (The great Gatsby) Regie: Baz Luhrmann, mit Leonardo DiCaprio, Tobey Maguire, Carey Mulligan, Joel Edgerton 143 Min.
Baz Luhrmanns angenehm enttäuschende Interpretation von F. Scott Fitzgeralds Klassiker.
Die Trailer kündigen nicht weniger, als den legitimen Nachfolger zum „Moulin Rouge“-Wahnwitz an und man lässt sich gerne verführen über sein letztes Machwerk „Australia“ hinweg zu sehen, bzw. es ganz, ganz tief in der Erinnerung zu Grabe zu tragen. Ein neuer Baz Luhrmann – wir freuen uns! Ausgesucht hat sich der Australier einen Klassiker der amerikanischen Literatur. F. Scott Fitzgeralds „Great Gatsby“ ist bei uns freilich weniger bekannt, bedient aber mit seinem Exzess im Goldenen Zeitalter der USA und der tragischen Liebesgeschichte spielend den Geschmack Massen. Eine sichere Bank also, denkt man. Aber wie eben Banken heute und ebenso damals, als die Party mit dem Kater am Black Friday 1929 endete, alles andere als sicher sind, so gerät auch Luhrmanns Turm von Babel oftmals bedrohlich ins Wanken. Dabei ist die Wahl zu Tobey Maguire als Erzähler, der von den Ereignissen – anders als im Buch – aus einem Sanatorium heraus berichtet, nicht einmal die schlechteste. Der Hänfling mit den großen Augen passt gut in die Rolle des Beobachters Nick Carraway. Auch DiCaprio als Gatsby fügt sich hervorragend ins Bild und seine Besetzung bietet sich als Gegenentwurf seiner Darbietung in Luhrmanns „Romeo und Julia“ geradezu an. Einzige Enttäuschung auf schauspielerischer Seite ist Carrey Mulligan, aber lediglich weil wir von ihr in den 140 exaltierten Minuten nicht genügend zu sehen bekommen. Aber wenn sie die Leinwand betritt, strahlt sie und die Szenen zwischen Daisy und Gatsby erinnern nicht nur ob des tragischen Hintergrunds an die schönsten Momente in Shakespeares Reigen. Was hängt also schief in Luhrmanns Theater? Nun, Gatsby und Carraway bringen es in einer Szene am besten selbst auf den Punkt. Wenn Gatsby in der über und über mit Blumen gefüllten Hütte Carraways fragt: „Ist es zu viel?“ und der Freund antwortet: „Ja. Aber du wolltest es doch so!“ bleibt dem Betrachter nur zustimmendes Kopfnicken. Denn selbst wenn die visuellen Reize überbordend, das 3D entbehrlich, der Gebrauch digitaler Shots übermäßig und Luhrmanns „Great Gatsby“ in vielen Momenten und allen Belangen einfach viel zu viel ist – wir wollen es doch so. Also, Musik an, Vorhang auf und lasst das Spektakel beginnen!


Ein FILMtabs.de Artikel