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Das Festmahl im August
Italien 2008 (Pranzo Di Ferragosto) Regie: Gianni di Gregorio mit Gianni di Gregorio, Valeria De Franciscis, Marina Cacciotti, Maria Calì, Granzia Cesarini Sforza 75 Min.
Es hätte ein schöner Feiertag werden können. Es ist „Ferragosto“, Mariä Himmelfahrt, fast noch Hochsommer im August. Der Fünfziger Giovanni (Gianni di Gregorio) kauft gemütlich ein, so wie man es vom echten Italiener erwartet. Im Laden um die Ecke noch einen Kaffee, dann kurz für einen Weißen an den Wegesrand gesetzt, über die Touristen gelästert und die Seele baumeln lassen. Doch dann klopft Luigi der Hausverwalter an, zählt mit Leidensblick die Schulden Giovannis auf und bittet ihn, für den Feiertag, doch seine Mamma aufzunehmen. Luigi liefert die Mutter ab, bringt auch noch eine Tante mit, um mit einer jungen Frau wegzudüsen. Dann schaut Viking der Doktor vorbei und hat einen Notfall: Niemand kann auf seine Mutter aufpassen, während er im Krankenhaus ist…
Nun sind nicht nur die finanziellen Mittel, sondern auch die räumlichen Verhältnisse bei Giovanni begrenzt. Und es gibt nur einen Fernseher, was zu ganz besonderen Dramen führt. Erst versucht Luigi das Gerät von einem Zimmer zum anderen tragen, aber irgendwann sind sie alle beleidigt. Diese Damen sind Diven und gleichzeitig noch kleine Kinder. Die Diät für die Mutter des Doktors ist schon ruiniert als Giovanni das erste Mal wegschaut und die Dame sich über den Schinken her macht. Vor allem Marina, die Mutter des Hausverwalters, ist schwer beleidigt, als man ihr den Fernseher wegnimmt und schließt sich in ihrem Zimmer ein. Nächtens ist sie dann verschwunden und der erschöpfte Giovanni muss sie noch in einer Bar auflesen. Selbst als er endlich im Klappstuhl liegt, erzählt Grazia ohne Ende bis die Sonne aufgeht. Am nächsten Morgen sind die vier frischen Freundinnen schon hellwach und wollen ein weiteres Festmahl haben. Giovanni zieht wieder los zum Einkaufen …
Giovanni erträgt all die kleinen und großen Launen mit einer Engelsgeduld. Da ist Gianni di Gregorio dann ganz nah bei Jacques Tati. Wobei das „Das Festmahl im August“ ganz authentisch und nie konstruiert wirkt. Di Gregorio hat zwar selbst, nachdem er das Buch schrieb und die Regie führte, auch die Hauptrolle übernommen (vielleicht wirkt er deshalb so glaubhaft erschöpft). Für die Damen jedoch erwählte er Laien, was das Vergnügen des Zuschauens und (in der Originalversion auch: Zuhörens) nur vergrößert. Ebenso erstaunlich wie der Film ist die Tatsache, dass Gianni di Gregorio auch das Drehbuch für den so gegensätzlichen, ernüchternden und brutalen „Gomorrha“ schrieb.
Aber hier passiert so gut wie nichts – im Maßstab von Actionfilmen und Kassenknüllern – und doch macht dieses filmische Festmahl so glücklich wie kaum ein anderer Film. Es gibt keine Schenkelklopfer, keine groben Scherze und doch schmunzelt man fortwährend. Dabei atmet „Das Festmahl im August“ die Entspanntheit von Morettis „Liebes Tagesbuch“. Einfach nur liebenswert diese kleine Kinowunder … und lebenswert dazu.
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- Publiziert von:
- Günter H. Jekubzik, 28.04.2009 / 10:25
- Rubrik:
- Kritiken GHJ
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