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Britt-Marie war hier

Schweden 2019 (Britt-Marie var här) Regie: Tuva Novotny, mit Pernilla August, Peter Haber 98 Min. FSK ab 0

Es ist nie zu spät – für noch einen Film über frustrierte Senioren, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellen: Britt-Marie (Pernilla August) ist eine Perfektionistin mit Ordnungs- und Putzwahn. Nach 40 Jahren Job als Ehe- und Hausfrau findet sie ihren lieblosen Mann mit Herzinfarkt im Krankenhaus und daneben seine Geliebte. Der klassische Impuls für ein neues Leben. Zum Glück, denn das freudlose alte war ein fürchterliches Aufstellen und Abhaken von Listen.

So nimmt die 63-jährige Britt-Marie den einzigen verfügbaren Job an: Freizeitbetreuerin in der völlig unbekannten Stadt namens Borg. Dort soll sie das Jugend-Fußballteam trainieren. Ausgerechnet Fußball, wo ihr Mann als Fußballfan doch dauernd vor dem Fernseher hing. Und Britt-Marie nicht Fußball als Metapher für das Leben ansieht, für sie ist Backpulver das Allheilmittel! Als Reinigungsmittel! Und Kinder? Nicht, dass die entschlossene alte Frau Kinder nicht mögen würde, aber einige von ihnen seien ja doch ziemlich entsetzlich. Aber Erwachsene kann sie meist auch nicht leiden.

In Borg findet sie Chaos und unbetreute Kinder vor, führt direkt ein strenges Putz-Regime ein. Mit der aufgeweckten jungen Spielführerin bekommt Britt-Marie einen frischen und lebendigen Gegenpart. Die Kleine bringt der reifen Frau bei, wie sie für ihre Rechte eintreten soll und dass man seine Träume nicht aufgeben soll. Das gilt durchgehend für jeden, denn es gibt hier keine grundsätzlich schlechten Menschen – das macht den Film sympathisch.

Regisseurin und Ko-Autorin Tuva Novotny war bislang vor allem als Schauspielerin mit ihren Rollen in „Eat Pray Love“ oder „Borg/McEnroe“ bekannt. In „Britt-Marie war hier“, der Verfilmung vom gleichnamigen Roman des schwedischen Autors Fredrik Backman („Ein Mann namens Ove“), ist alles gemächlich und gemäßigt: Drama, Humor, Emotionen, selbst die üblichen Sonderlinge wie die fast blinde Vermieterin und der sehr interessierte Polizist sind nicht besonders sonderlich. Trotz seiner einfachen Machart rührt der Film spätestens beim schön mitreißenden Sport-Finale. Außerdem kann erwähnt werden, dass Britt-Marie in einer Reihe mit starken älteren Frauenfiguren des aktuellen Kinos („Edie – Für Träume ist es nie zu spät“) steht, die es früher so nicht gegeben hat. Das ist wohl das Bemerkenswerteste an diesem Film.


Ein FILMtabs.de Artikel