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Ein Gauner & Gentleman

USA 2018 (The old man and the gun) Regie: David Lowery mit Robert Redford, Casey Affleck, Sissy Spacek, Tom Waits, Danny Glover 94 Min. FSK ab 6

Er kann es nicht lassen: Robert Redford raubt wieder Banken aus. Die ruhige und elegante Gangster-Geschichte „Ein Gauner & Gentleman“
soll angeblich sein letzter Film sein und ist auf jeden Fall sehenswert.

Er habe gelächelt, sagen übereinstimmend Filialchef und Bankangestellte, nachdem sie von Forrest Tucker (Robert Redford) freundlich ausgeraubt wurden. Tucker lächelt auch, wenn eine ganze Flotte von Polizeiwagen hinter ihm her ist, das ist Leben für ihn. Aber meist ist er zu clever, um sich erwischen zu lassen. Und falls das doch mal passiert, bricht er wieder aus. 16 mal geschah dies bisher, denn dies ist die wahre Geschichte eines 70-jährigen Gentleman-Gangsters.

Robert Redford kann es tatsächlich nicht lassen, schon 1969 ging er charmant auf Raubzug in „Butch Cassidy and the Sundance Kid“ (deutscher Titel: „Zwei Banditen“). Und die Zusammenfassung der Ausbrüche von Forrest Tucker gibt Gelegenheit, ein paar Szenen mit dem jüngeren Redford zu zeigen. Heute laufen die Bankräubereien von Tucker und seinen Kumpels Teddy (Danny Glover) sowie Waller (Tom Waits) gemächlicher ab, „Action“ wird hier mit lässigem Jazz inszeniert.

Die Recherchen seines Gegenspielers sind merklich zügiger: Kommissar John Hunt (Casey Affleck) war zufällig bei einem Bankraub von Tucker dabei – ohne es zu merken. Auch die Banknote, die der überaus freundliche Gauner mit persönlichem Gruß für Hunt hinterlässt, befeuert die Jagd. Wobei das klassische Treffen des Cops mit dem Gangster (diesmal auf der Toilette) völlig undramatisch und gewaltfrei verläuft.

Bei Robert Redford wieder von einem Alterswerk zu sprechen, ist eigentlich albern: Quicklebendig hat er in den letzten Jahren unter anderem 2013 mit dem Alleinsegler-Drama „All Is Lost“ von J.C. Chandor beeindruckt, mit „Der Moment der Wahrheit“ an seine (medien-) politischen Klassiker erinnert und dem linken Widerstand mit seiner eigenen Regie „The Company You Keep – Die Akte Grant“ noch mal gezeigt, was ein echter Kämpfer kann.

Mit Casey Affleck bekommt er nun einen interessanten Gegenspieler, weil der zwar viel jünger, aber ebenso ruhig und entspannt, ja anfangs fast verschlafen agiert. Zurückhaltend auch Sissy Spacek, welche die späte Lieber Tuckers spielt und nie zeigt, was sie von seinen Banküberfällen weiß. Eine schöne Romanze, die etwas an Eastwoods „Die Brücken am Fluss“ erinnert. Doch letztlich kann er es einfach nicht lassen…


Ein FILMtabs.de Artikel