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Destroyer

USA 2018 Regie: Karyn Kusama, mit Nicole Kidman, Sebastian Stan, Tatiana Maslany 121 Min.

Nicole Kidman als „Bad Lieutenant“? Als gebrochene, verrohte Cop-Figur? Das kann nicht wirklich funktionieren und so ist „Destroyer“ bei allem Aufwand an Maske und düsterer Atmosphäre kaum ein mittelmäßiger Gangster-Film.

Wie bei der Routine des TV-Krimis liegt am Anfang eine Leiche rum. Nur hier ist der Tatort ein Abwasserkanal des sonnenüberfluteten Los Angeles und man fragt sich, ob die ermittelnde Polizistin LAPD-Detective Erin Bell (Nicole Kidman) nicht noch schlechter aussieht als der Tote. Wie ein übernächtigtes Gespenst schlurft die Betrunkene heran, die Kollegen bedauern, verlachen und suchen sie seit langem. Markierte Geldscheine von einem Überfall starten in Bells Kopf zwei verschachtelte Rückblenden.

Denn die Scheine stammen aus einem Bankraub vor 17 Jahren, an dem die junge Polizistin undercover beteiligt war. Ebenfalls heimlich für die Polizei unter Gangstern war ihre große Liebe. Einiges ging schief, und nun meldet sich der damalige Anführer Silas (Toby Kebbell) zurück.

Im Umfeld von „Destroyer“ wird von der Werbung eine große Welle gemacht, weil Nicole Kidman mal eine dieser Rollen übernimmt, für die sich Schauspieler körperlich schinden und nachher in Promotion-Interviews viel drüber reden. Man sieht tatsächlich eine ganz andere Kidman – oder ist das wieder Cherize Theron als „Monster“? Aber zuerst sieht man eine übertriebene Maske. Dieses kaputte, eingefallene und müde Gesicht erschreckt etwas. Dann ist man doch mehr damit beschäftigt, sich in der etwas unübersichtlichen Handlung zurecht zu finden.

Als „Kaputter Cop“, weibliche Version, ist irgendwas nicht verarbeitet worden, muss viel zu viel gesoffen werden und gilt Hoffnung als Fremdwort. Das Düstere im hellen Los Angeles bekommt Karyn Kusama, die Regisseurin des wesentlich eindrucksvolleren „Girlfight“ mit Michelle Rodriguez, noch ganz gut hin. Doch Kidman hat trotz schmieriger Lederjacke und strähniger Perücke nicht die Substanz, so einen kaputten Charakter auszufüllen. Und es ist auch schwer glaubhaft, dass diese Figur sich gleichzeitig kläglich um die entfremdete Teenager-Tochter bemüht, dann aber als Polizistin aus einem Banküberfall ein Massaker macht, weil sie eine der Beteiligten als Spur zum alten Boss braucht. Klar, diese Erin Bell ist eigenwillig, unkontrollierbar, geht gnadenlos über Leichen, um ihr eigenes Ziel zu verfolgen. Wenn man diesen wandelnden Abgrund dann nur mäßig interessiert verfolgt, stimmt Einiges am Film nicht.


Ein FILMtabs.de Artikel