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Bohemian Rhapsody

USA, Großbritannien 2018 Regie: Bryan Singer, Dexter Fletcher, mit Rami Malek, Ben Hardy, Mike Myers 135 Min. FSK ab 6

Die Geschichte der Band „Queen“ ist Pop-Geschichte, die eine ganz Menge Hits wie „We will rock you“‘, „We are the Champions“ oder „Bohemian Rhapsody“ hervorbrachte. Im Rampenlicht stand bei Queen immer der Frontmann Freddie Mercury und so erzählt dieses „Biopic“ auch von den frühen Jahren Freddie Mercurys und der Band Queen bis zum „Live Aid”-Konzert 1985.

Der Film beginnt und endet großartig mit Queens legendärer Live Aid-Performance. Das Benefizkonzert war ein Kulturereignis der 80er-Jahre und viele populäre Musiker auf zwei Bühnen, dem Wembley Stadion in London und dem John F. Kennedy Stadion in Philadelphia. Live Aid brachte aber auch die Band wieder zusammen, nachdem Mercury für sechs Jahre nach Deutschland umgezogen war, wo er zwei Soloalben aufgenommen hatte, dabei in Drogen- und Alkoholmissbrauch abgerutscht war.

Mercury wurde 1946 als Farrokh Bulsara auf der Insel Sansibar geboren und wuchs im britisch besetzten Indien auf. 1964 brachten Unruhen seine Familie nach London, wo er 1969 auf die Queen-Vorgängerband Smile traf. Als Roadie begleitete er sie und gründete 1970 mit Brian May und Roger Tayler Queen. „Bohemian Rhapsody“ wirkt in diesem scheinbar unaufgeregten und vor allen Dingen sehr spaßig Auftakt wie Karriere im Schnelldurchlauf. Bis Mercurys Solo-Trip plötzlich ein Leben mit Reichtum, Einsamkeit und Exzessen zeigt, die nicht besonders aufregend gefilmt sind. Mit dem Auftritt von AIDS in Freddies Leben wird „Bohemian Rhapsody“ endgültig ein ungemein bewegender Film, der seine vielen Hits nicht nur runterspielt. Im grandiosen Konzert-Finale kommen alle Fäden zusammen und jeder Song fließt vor emotionsgeladenen Bedeutungen über. So sieht es aus, als wenn man Freddie Mercury am besten würdigt, wenn man ihn einfach auftreten lässt.

Regisseur Bryan Singer, der nach seinem ersten Erfolg „Die üblichen Verdächtigen“ selbst bei einem Action-Spektakel wie „X-Men“ dem diskriminierten Individuum Raum gibt, findet im Farrokh Bulsara, der multikulturell aus dem britisch besetzten Indien stammte, seinen markanten Überbiss nie korrigieren ließ und nach einem exzessiven bisexuellen Leben 45-jährig 1991 an AIDS starb, einen passenden Protagonisten. Wenn auch die Hits nicht fehlen dürfen, der Film ist kein Queen-Musical geworden. In die Entwicklung vom diskriminierten „Paki“, vom Flughafen-Hilfsarbeiter zum Weltstar, zur rockenden Pop-Diva Sehr wurde sensibel und unaufdringlich die Angst vor und das Leben mit Aids in diesen Pop-Film eingebaut. Rami Malek („Mr. Robot“) schafft es, den Gefühlen des einsamen Stars Ausdruck zu geben, und schlüpft mit Zahnprothese so überzeugend in die Person Mercurys, dass man bei dessen Originalbildern im Abspann denkt, der sieht aber „nicht richtig“ aus.

Dass unter den vielen Gänsehaut-Liedern „Somebody to love“ eine prominente Rolle bekommt, ist bezeichnen: Dies ist ein Film über jemanden, den man Lieben muss. Mit seinen Unsicherheiten und seiner rücksichtslosen Exaltiertheit. Beschönigungen waren zu erwarten, weil mit Brian May und Roger Tayler zwei ehemalige Bandkollegen Ko-Produzenten waren. Und der Film zeigt gerade, dass auch dieses Familien-Leben in der Familie Band nicht einfach war.


Ein FILMtabs.de Artikel