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The Cakemaker

D/ISR 2017 Regie: Ofir Raul Graizer mit Tim Kalkhof, Sarah Adler, Roy Miller, 113 Min

Es beginnt in Berlin und endet dort. Doch dazwischen baut das bemerkenswerte Spielfilmdebüt von Ofir Raul Graizer eine schicksalhafte Brücke nach Jerusalem. Von dort kommt der junge Familienvater Oren an die Spree. Er trat die weite Reise an, wegen eines Arbeitsauftrags. Aber er kehrt auch immer wieder dorthin zurück, um ins Café Kredenz zu gehen. Dort gibt es die beste Schwarzwälder Kirsch. Dort arbeitet der Kuchenbäcker Thomas. Die beiden verlieben sich ineinander, lieben einander zwischen den beiden Metropolen, zwischen dem einen Leben mit Frau und Kind und der Leidenschaft in einem anderen. Thomas weiß von Orens Doppelleben und akzeptiert es. Doch nach einem Jahr findet ihre Liebe ein abruptes Ende. Thomas reist in Orens Heimat und trifft dort auf Anat, Orens Frau, und ihren Sohn Itai. Schweigend wandelt er auf Orens Spuren. Sanft und behutsam fängt der israelische Regisseur Graizer Thomas’ Suche ein. Die fremden Rituale und Regeln der jüdischen Gesellschaft, die sinnliche Leidenschaft für das Essen. Aber auch die Einsamkeit abseits der Gemeinschaft am Shabbat. Hauptdarsteller Tim Kalkhof, bisher vornehmlich in TV-Produktionen zu sehen gewesen, fängt Thomas’ Trauer, seine Zweifel und Hingabe eindrucksvoll ein. Sarah Adler, die zuletzt als trauernde Ehefrau in »Foxtrott« glänzte, überzeugt auch hier. Immer wieder ruht die Kamera auf den Figuren oder setzt die Backkunst sinnlich in Szene. Die musikalische Untermalung ist dezent und bewusst gesetzt. Es ist kein Gramm zu viel in dieser berührenden Liebesballade. Wie in Thomas’ leidenschaftlicher Arbeit ergeben die Zutaten einen rundum gelungenen Film, der clever angerichtete Plot geht auf. In Karlovy Vary gab es dafür den Preis der Ökumenischen Jury. In Graizers Heimat Israel gleich sechsmal den Preis der Filmakademie.


Ein FILMtabs.de Artikel