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Cobain

NL/B/D 2018, Regie: Nanouk Leopold mit Bas Keizer, Naomi Velissariou, Wim Opbrouck, 94 min

„Was für eine bescheuerte Idee, seinem Kind den Namen von einem Typen zu geben, der sich erschossen hat.“ Cobain ist 15 und hat ein ambivalentes Verhältnis zu seiner Mutter. Kein Wunder, meistens ist Mia weggetreten vom Heroin oder sturzbetrunken. Dennoch will er sie nicht aufgeben, wie es jeder tut, der Mia kennt. Dabei hat sich Cobain über die Jahre an das Leben im Heim gewöhnt und auch eine liebenswerte Pflegefamilie in Aussicht. Aber er begreift bald, dass er dort nicht hingehört. Immer wieder kreuzen sich die Wege von Mutter und Sohn. Mia ist wieder schwanger und richtet sich selbst und ihr ungeborenes Kind zugrunde. Schließlich erträgt Cobain ihre Selbstzerstörung und die ständigen Demütigungen seines Umfelds nicht mehr. Es ist Zeit, das Schicksal bei den Eiern zu packen. Das Kameraauge von Frank van den Eeden („Fliegende Herzen“) beobachtet den Teenager dabei ganz genau. Lange Einstellungen ruhen auf seinem Gesicht. Im Gegenlicht des Sommers durchstreift er seine Welt. Der junge Bas Keizer ist dabei eine echte Entdeckung. Die niederländische Regisseurin Nanouk Leopold und ihre langjährige Produzentin Stienette Bosklopper, die mit „Cobain“ ihr Drehbuchdebüt gibt, unterstreichen das, indem sie ihm ihren Film auf die Schultern legen. Kein leichtes Gepäck: „Cobain“ erschließt sich nur widerwillig. Viele Szenen kommen ohne Dialoge aus, nicht alle Handlungen der Figuren sind gleich verständlich, es fällt kaum Licht auf die Figuren, die sich in ihrem eigenen Elend eingerichtet haben. Nanouk Leopold („Brownian Movement“), die mit ihren schroffen Charakterdramen Dauergast der Berlinale ist, traut ihrem Hauptdarsteller und auch dem Zuschauer viel zu und belohnt ihn mit einem berührenden Charakterdrama abseits durchdeklinierter Coming-of-Age-Standards.


Ein FILMtabs.de Artikel