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Hotel Transsilvanien 3

USA 2018 (Hotel Transylvania 3) Regie: Genndy Tartakovsky 98 Min. FSK ab 0

Ganz im Trend der aktuellen Tourismus-Ströme verlässt Graf Dracula mit seinen monströsen Familien- und Bekanntenkreisen die dunkle Burg in Transsylvanien für eine öko-feindliche Kreuzfahrt. Zum Bermudadreieck! „Hotel Transsilvanien“, der bewährte Zeichentrick-Spaß um und für die ganze Familie, erfüllt auch im dritten Aufguss traditionell die Erwartungen. Und vermittelt spielerisch: „Nicht hassen, den Hass lassen!“

Das turbulente Leben des alleinerziehenden Grafen Dracula, der in Transsilvanien ein Hotel für Monster betreibt, war 2012 ein außergewöhnlicher Spaß in der unübersichtlichen Zeichentrick-Landschaft. Wie Dracs Tochter Mavis sich in einen Menschen verliebt, wurde von hunderten witzigen Einfällen und Zitaten begleitet. Teil 2 fiel, wie es das Gesetz vom zweiten Teil verlangt, nur mäßig aus. Man wünschte der ganzen Besatzung mal einen Urlaub und der kommt jetzt: Weil Dracula anscheinend überarbeitet ist, zwingt ihn seine Tochter zu einem Ãœberraschungs-Trip. Mit dabei im Billigflieger, der sich in einer der besten Filmsequenzen völlig chaotisch selbst zerlegt, ist die ganze Monstertruppe von Draculas Schloss-Hotel: Frank (N. Stein), der Unsichtbare, ein paar Hexen, die Werwolf-Familie und viele schräge Kreaturen mehr. Es geht zum Bermuda-Dreieck – tatsächlich ein tiefes Dreieck voller Wracks im Meer – auf große Kreuzfahrt mit einer riesigen Titanic.

Und beim Anblick der schönen, Sascha Hehn-blonden Kapitänin Ericka macht es „Tsching“ bei Wittwer Dracula. Der glaubt nicht, dass sich Monster ein zweites Mal im Leben richtig verlieben können, verhält sich aber fortan wie ein rettungslos in die weiße Frau verschossener Teenager. Dass Ericka die Ur-Enkelin des letzten der Vampirjäger Van Helsing ist, bekommt er so nicht mit. Die zahlreichen Attentate auf ihn steckt immer das grüne Schleimmonster ein – wortwörtlich.

Skurrile Figuren in Serie, Familien-Verhältnisse wie bei der Addams Family – so was droht gerne mal auf TV-Niveau abzusinken. Doch auch die dritte transsilvanische Monstershow unter bewährter Regie von Genndy Tartakovsky geriet altmodisch gut. Wobei die tolle, fortschrittliche Botschaft, dass wir alle gleich sind, egal ob Monster oder komischer Mensch, von überkommenen Familienvorstellungen konterkariert wird. Treue, bis dass der Tod euch scheidet und sogar über den Tod hinaus, das ist für einen Vampir ziemlich lang, für den Papst vielleicht akzeptabel, aber in der Lebenswirklichkeit vieler Kinder eher befremdlich. So bekommt der Witz, normales Leben in dieser Monster-Version gespiegelt zu sehen, einen faden Beigeschmack, weil das Familienleben arg konventionell ist. Wie auch im Falle von Gru aus „Ich – Einfach unverbesserlich“ werden zudem die Außenseiter-Ecken und Kanten der Hauptfigur geglättet, was ihr den Reiz des Unangepassten nimmt. Der einst stolz alleinerziehende Single Drac ist plötzlich einsam und tindert auf einer Dating App herum. Mit den üblichen, für Nicht-Beteiligte lustigen Problemen der Spracherkennung auf seinem Smartphone.

Erfreulich weiterhin, die überbordenden verrückten Ideen bei Figuren und Zeichnung. Genial dada oder gaga sind die starr nach oben stierenden Fisch-Kellner und -Akrobaten. Ein freches 2D-Element im 3D-Film neben anderen Absurditäten wie einem Fisch im Taucheranzug. In den besten Momenten, etwa beim Vorspann, liefert „Hotel Transsilvanien 3“ einen wildern Ritt auf den Lachmuskeln. Wie einst Polanskis „Tanz der Vampire“, nur animiert. Im Finale, das als DJ-Battle aufläuft, weckt furchtbare Techno-Musik eine gigantische Krake, die schön Atlantis zum Untergang gebracht hat. Als Gegenmittel hat Dracs Schwiegersohn „Good Vibrations“ von den Beach Boys, „Happy“ und den 90er-Ferienhit „La Macarena“ auf der Playlist. Auch das beweist: „Wir sind alle gleich, sogar Menschen können ganz monströs sein, wenn sie nur wollen.


Ein FILMtabs.de Artikel