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The Assassin

(Nie yin niang ) CN/FR/HK/TW 2015, Regie: Hsiao-hsien Hou mit Qi Shu, Chen Chang, 105 min

Hou Hsiao-Hsien zählt zu den lebenden Legenden des kontemporären Kinos. Hierzulande weiß davon freilich kaum jemand etwas, sind seine Filme doch selten im deutschen Kino zu sehen. Mit Auszeichnungen in Cannes (Großer Preis der Jury 1993) und Venedig (Goldener Löwe 1989) bedacht, wirft er immer wieder einen Blick in die Geschichte seiner chinesischen Heimat. Doch so weit wie mit seinem 19. Werk reichte der Blick bislang nicht, taucht er doch mit »The Assassin« tief in die Ära der Tang-Dynastie ein. China, Mitte des 9. Jahrhunderts: Nie Yin-Niang kehrt aus dem Exil in ihre Heimat zurück. Als Kind von zehn Jahren wurde sie in ein Kloster verbannt, um sie aus den politischen Machtspielen rauszuhalten. Dort wurde sie von einer taoistischen Nonne in Martial Arts zu einer Attentäterin ausgebildet. Lautlos und mit tödlicher Präzision geht die mittlerweile erwachsene Frau ihrem Handwerk nach. Nun ist es an der Zeit, zurück zu kehren, mit einem Auftrag im Gepäck, der ihre moralische Standfestigkeit testen soll: sie soll ihren Cousin Tian Jian ermorden, den skrupellosen Gouverneur der größten militärischen Provinz im Norden Chinas. Doch die Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit und den politischen Machtinteressen lässt sie zögern.
Mit »The Assassin« hat Hou Hsiao-Hsien seinen ersten Martial Arts Film gedreht, aber man sollte keinen klassischen Wuxia-Streifen erwarten. Er erzählt die shakespearehafte Geschichte aus Machtgier und Intrigen auf seine ganz eigene Art. In langen Einstellungen, die auch die Zwischenräume – den Alltag der Figuren in ihrer Zeit – nicht aussparen, mischt er poetisch langsame, atemberaubend bebilderte Sequenzen mit plötzlichen Ausbrüchen kunstvoll-präziser Kampfchoreographien. Dabei entsteht eine Sogwirkung, die aufgeschlossene Kinogänger tief hineinzieht in einen elegischen Rausch der Bilder. Den Machtstrukturen zu folgen, die den Rahmen bieten, dürfte aber wohl selbst hartgesottene Sinologen überfordern.


Ein FILMtabs.de Artikel