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Der Schamane und die Schlange

(el abrazo de la serpiente) COL/ARG/VEN 2015, R: Ciro Guerra, D: Jan Bijovet, Brionne Davis, Nilbio Torres

Still treibt das schmale Boot auf dem Amazonas dahin. An Bord ein Einheimischer und ein Fremder – Freunde, verbunden durch ihre gemeinsamen Reisen. Doch der Fremde liegt im Sterben und sein Begleiter ersucht verzweifelt einen Schamanen um Hilfe, der in den entlegenen Wäldern lebt. Als ihn Mancusa darum bittet, dem sterbenskranken Theo zu helfen, lehnt der stolze Karamakate ab. Zu tief sind die Wunden, die die Einwanderer seinem Volk zugefügt haben, in der Gier nach Profit durch den wertvollen Kautschuk. Doch schließlich hilft er dem deutschen Forscher und führt ihn auf einem beschwerlichen Pfad zur Yakruna-Pflanze, die sein Seelenheil bringen soll. 30 Jahre später begibt sich der Biologe Richard Evans Schultes auf die Spuren Theodor Koch-Grünbergs und trifft auf Karamakate. Einst Hüter der Erinnerungen seines Stammes, sind die Bilder und Geschichten längst verblasst. Nun treibt auch er hilflos dahin auf dem Fluss der Zeit.
In kraftvollen Schwarz-Weiß Bildern zeichnet der kolumbianische Regisseur Ciro Guerra den Weg der beiden Wissenschaftler zu Beginn des 20. Jahrhunderts anhand ihrer Aufzeichnungen nach. Die Ruhe auf dem Fluss paart sich mit der Geräuschkulisse des Dschungels und nimmt uns für zwei Stunden mit auf eine einzigartige Reise. Doch es ist auch ein Trip ins Herz der Finsternis: wie in den Aufzeichnungen von Joseph Conrad stoßen die Reisenden auch hier auf die hässliche Fratze des Kolonialismus und ganz ähnlich der Verfilmung des Stoffes durch Francis Ford Coppolla besitzt auch der oscarnominierte „Der Schamane und die Schlange“ eine ganz eigene Sogwirkung, der man sich nicht entziehen kann.


Ein FILMtabs.de Artikel