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Der Koch

BRD, Schweiz 2014 Regie: Ralf Huettner mit Hamza Jeetooa, Jessica Schwarz, Hanspeter Müller-Drossaart 106 Min. FSK: ab 12
Martin Suters Romane verkaufen sich gut wie Fast Food und werden fast automatisch verfilmt. Jetzt noch das Erfolgsrezept der Kochfilme untergemischt, müsste eine Sensation in der Dimension von Maggi entstehen. Doch auch das ist Geschmackssache. Maravan (Hamza Jeetooa) floh als Kind dem Bürgerkrieg Sri Lankas und lebt wie 40.000 Exil-Tamilen in der Schweiz. Die Küchenhilfe will eigentlich Gerichte aus der Heimat, aber anders zubereiten, entdeckt dabei mit den molekular gekochten Rezepten der Großmutter ein besonderes Kapitel ayurvedischer Küche. Die aphrodisierenden Happen machen aus der anfangs abweisenden, verschlossenen Kollegin Andrea (Jessica Schwarz) eine sinnlich losgelöste, lustvolle Partnerin. Zusammen versorgen sie zuerst ein blockiertes Sexualtherapeuten-Paar und danach deren Kunden mit erregendem Erfolg. Der wird fernsehgerecht nur kreischend und mit einem BH im Pool angedeutet. Maravan und Andrea kochen sich in die bessere Gesellschaft hoch und treffen da wenig überraschend den Waffenhändler, der sich am Morden der tamilischen Heimat bereichert. So gerät der Film nach einer Stunde zum Politthriller.
Man meint „Madame Mallory und den Duft von Curry“ zu riechen bei der angedeuteten exotischen Verführung über den Gaumen. Doch Bestseller-Koch Suter will auch mal politisch, was mit dem Konstrukt um den sehr angepassten, sehr ernsten Maravan mäßig gelingt. Allerdings erzählen im Film ohne das groß Aufgesetzte eher die kleinen Begegnungen mit Flüchtlingen aus aller Welt in der reichen Schweiz etwas (Be-) Treffendes. Maravan, dem die pure Lust ohne romantische Seite nichts gilt, und der herzlose Schweizer verachtet, kann mit seinen Rezepten Einiges verwandeln, aber nicht die Welt verändern. Was wohl auch für Kochfilme gilt.
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Ein FILMtabs.de Artikel