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Jersey Boys

USA 2014 Regie: Clint Eastwood mit John Lloyd Young, Erich Bergen, Michael Lomenda, Vincent Piazza, Christopher Walken 134 Min. Clint Eastwood („Million Dollar Baby“, „Erbarmungslos“) ist nicht nur Cowboy und einer der besten Regisseure unserer Zeit. Er ist auch Musiker, komponiert schon mal selbst für seine Filme. So war er auch eine gute Wahl, um „Jersey Boys“, das erfolgreiche Musical über die Karriere von Frankie Valli und den „Four Seasons“, auf die Leinwand zu bringen. Es erzählt einerseits eine Geschichte vom Aufstieg aus armen und kriminellen Verhältnissen wie bei Martin Scorsese. Und spielt andererseits eine Menge Oldies der „Doo-wop Band“ wie „Can’t Take My Eyes Off“, „December 1963 (Oh, What A Night)“, „You Big Girls Don’t Cry“ und „Sherry“ – immer bestimmt vom Falsettgesang Frankie Vallis. „Wenn man in New Jersey lebt, gibt es drei Wege aus der armen Gegend rauszukommen: Den Militärdienst, die Mafia oder man wird berühmt.“ Francis Stephen Castelluccio (John Lloyd Young) – so der eigentliche Name des 1937 geborenen Musikers – probiert es Anfang der fünfziger Jahre erst auf dem kriminellen Weg, doch das Zusammenspiel seiner Band leidet stark darunter, dass immer einer von ihnen im Knast sitzt. Doch nicht Gyp DeCarlo (Christopher Walken), der sich als Pate des Viertels in die Bank verliebt, bringt den entscheidenden Karriereschritt. Die vier Jungs selbst besorgen sich einen Plattenvertrag, der sie erst mal zu Background-Sängern für andere macht. Doch der Durchbruch ist bei dieser Band-Biografie unvermeidlich, genau wie der Verrat von Frankies bestem Freund Tommy DeVito (Vincent Piazza), der seine Schuldenberge mit der mittlerweile reich gefüllten Band-Kasse abbauen will. Jetzt rettet Gyp DeCarlo in einem großen Mobster-Moment Leben, und Frankie verdingt sich bei den Kredithaien für ein jahrelanges Tourleben, das schließlich seine Familie zerstört. Die recht konventionelle Musicalverfilmung aus einer Zeit, in der junge Musik noch ziemlich alt war, setzt ganz auf die mit Preisen überhäuften Bühnendarsteller, die einen guten Eindruck machen. Als Zugabe hat Christopher Walken ein paar große Szenen und tanzt selbstverständlich auch einige Schrittchen (im Abspann). Ganz großes Drama darf man bei einem „Four Seasons“-Musical, das von Menschen aus der Umgebung der Band produziert wurde und bei dem die alten Herren am Schluss alle zusammen noch einmal singen, nicht erwarten. Da bringt nur Frankies erste Trennung ein paar Emotionen und einen passenden Song. Selbstverständlich ist es auch schwer, als die Band auseinander fällt, vor allem für einen Familien-Menschen aus Jersey, für den Freundschaft besonders viel bedeutet. Der Mafia-Hintergrund bleibt im Hintergrund. (Nur ein irritierendes Detail setzt sich fest, dass nämlich der Schauspieler Joe Pesci in jungen Jahren als Freund von Tommy DeVito tatsächlich die „Four Seasons“ zusammenbrachte und später in „Goodfellas“ genau diesen Tommy DeVito spielt.) Letztlich ist „Jersey Boys“ sicherlich der Eastwood mit am wenigsten Eastwood drin, aber immerhin ein nettes, sehr souverän und sorgsam inszeniertes Stück Musikgeschichte. ✍


Ein FILMtabs.de Artikel