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Moebius, die Lust, das Messer (DVD)

Regie: Kim Ki-duk MFA Psycho-Schocker Süd-Korea hat seit dem Altmeister Kwon-Taek Im („Sibaji – Die Leihmutter“) mit „Old Boy“ oder „Das Hausmädchen“ immer wieder auf extremste Weise Familienleben seziert. Nun setzt Kim Ki-duk, einer der besten Regisseure unserer Zeit, einen unfassbaren Höhepunkt: Mit nur wenigen Schnitten und ganz ohne gesprochenes Wort zeigt er ein wahnsinniges Drama aus Eifersucht und Rache. Wobei die Betonung auf Schnitte liegt, denn eine betrogene Ehefrau rächt sich, nachdem der erste Versuch beim Mann scheiterte, mit der Kastration des Sohnes. Der verzweifelte Vater probiert, es mit einer Penis-Transplantation gut zu machen. Dabei scheint die Operation nicht gelungen zu sein, denn der Junge bekommt bei Angeboten der Geliebten des Mannes keine Erektion. Also entdecken Vater und Sohn den Schmerz als Stimulanz. Womit nur die ersten Minuten der wahnsinnigen Handlung beschrieben sind. Typisch koreanisch wird hier Ödipus zu neuen Höhepunkten getrieben. Die Koreaner entwickeln hier eine ganz besondere Form des Wahnsinns, bei der selbst Lady Macbeth Gänsehaut bekommen hätte. Der Moebius des Titels verweist hier nicht auf den Comic-Zeichner, sondern auf die (schon in Lynchs „Lost Highway“ bebilderte) Moebius-Schleife, ein unendlicher Kreislauf von Kastrationsverletzungen, Lust und Frustration. Dabei geschieht im Minuten-Rhythmus Unvorstellbares, das gleichzeitig aber auch komisch wirkt. Und auch die Religion spielt wieder (wie in „Frühling, Sommer, Herbst, Winter… und Frühling“) eine wichtige Rolle, als Ausweg und Schnittpunkt der Moebius-Schleife in Form eines Mannes, der vor einem Buddha-Kopf kniet. Dass die Kommunikation der Familie nicht funktioniert, braucht in einem Film ohne Dialog nicht noch mal erwähnt zu werden. Ein enorm konzentrierter, dichter Film. ✍


Ein FILMtabs.de Artikel