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Mit Herz und Hand

Mit Herz und Hand
Neuseeland, USA 2005 (The World’s Fastest Indian) Regie: Roger Donaldson mit Anthony Hopkins, Diane Ladd, Paul Rodriguez 128 Min. FSK: o.A.
 
Wie rasende Geschwindigkeit und gesunde Gelassenheit in diesem neuseeländischen Senior harmonisch vereint sind, ist schon bemerkenswert. Wie sich ein ungemein sympathischer Film in Zeiten von "Speed" oder "The Fast and the Furious" so satt und sicher Zeit nimmt, fast schon sensationell. Mit Anthony Hopkins, "Mit Herz und Hand" – unbedingt sehenswert.
 
Es ist nur ein verschrobener, alter Spinner, der da in seiner Garage haust und die Nachbarn mit nächtlichem Motorengebrüll nervt. Er feilt sich die Zehnägel mit dem Winkelschleifer, düngt das Zitronenbäumchen mit eigenem Urin. Man fragt sich anfangs wirklich, was der Nachbarsjunge Tom an dem 65-jährigen Burt Munro (Anthony Hopkins) findet. Doch dann zischt und dampft es, wenn der Motorradfan sich selbst einen Zylinderkopf gießt: Zweidrittel Chevy, eindrittel Ford. Auch in den Sechziger Jahren wahrscheinlich nicht die gängigste Methode, an Ersatzteile zu kommen..
 
Munro bastelt und feilt konstant an seiner alten (mit dem Originaltitel gemeinten) "Indian", einem Motorrad aus dem Jahre 1920. Auch wenn er das Rennen am Strand Neuseelands wegen eines dummen Fahrfehlers gegen die Dorfrocker von Invercargill verliert, verfolgt der Senior weiter seinen Traum: Den Geschwindigkeits-Weltrekord mit seiner Indian brechen! Dazu muss er allerdings auf die andere Seite der Erde, in den US-Staat Utah, wo auf dem Salzsee von Bonneville solche Rekorde reihenweise angegangen werden. Während das Motorrad in Höchstform läuft, stottert die Pumpe von Munro. Dass seine Herzpillen das Führen von Fahrzeugen strengstens verbieten, interessiert ihn jedoch nicht. Seine Schiffsreise verdient er sich als Koch und gewinnt auch hier mit seiner einfachen, offenen Weise schnell Freunde. In Los Angeles stürzt er sich mit einem Gebrauchtwagen direkt auf die falsche Straßenseite des ungewohnten Rechtsverkehrs. Weder die Begegnung mit ein paar Gaunern kann ihn aus der Spur bringen, noch das Treffen mit Transvestiten – die es scheinbar in Munros Invercargill nicht gibt. Selbst als er in Bonneville nicht zugelassen wird, bleibt er gelassen und hat auch hier bald Freunde, die das Unmögliche möglich machen. Noch einem atemberaubenden Fehlschlag und einem weiteren Beweis seiner technischen Genialität stellt er seinen Weltrekord für aerodynamische Motorräder unter 1000 Kubikzentimeter auf.
 
"Wenn du deinen Träumen nicht folgst, bist du nur Gemüse." Solche film-freundlichen Sprüche hat Munro zwar auch drauf, aber der sympathisch gradlinige Mann begeistert vor allem, indem er Menschen gewinnt. Unter dem Titel "Burt Munro: Offerings to the God of Speed" hatte Roger Donaldson ("No way out", "Thirteen Days") die Geschichte von Munro bereits 1971 verfilmt – als Dokumentation. Solche Rekordvehikel wie "The Indian" starten schwerfällig und auch der Film lässt sich viel Zeit, bevor er erst spät Geschwindigkeit aufnimmt. Doch das schadet nicht, dieser rasenden Rentner – vortrefflich von Hopkins gespielt – wird zuhause und in Bonneville Herzen gewinnen.


Ein FILMtabs.de Artikel