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Onward

USA 2020 R: Dan Scanlon, 102 Min.

Furchtlose Krieger, mächtige Drachen – Der Stoff aus dem Fantasy-Rollenspiele geboren werden. Ob online oder klassisch am Tisch mit 20-seitigem Würfel – seit dem Kinoerfolg der Tolkien-Saga und Serien wie „Game of Thrones“ erfreut sich die sogenannte „High Fantasy“ einer so breiten Beliebtheit wie nie zuvor. Die Animationsfilmschmiede Pixar hat sich nun zum ersten Mal den klassischen Motiven angenommen und sie gehörig auf den Kopf gestellt. In der Welt von „Onward“ gehören Trolle, Elfen, Einhörner und Minotauren zum Alltagsbild in der Großstadt. Man lebt friedlich nebeneinander her. Magie ist überholt und durch die Vorzüge des Fortschritts ersetzt worden. Wer braucht schon einen Feuerzauber, wenn er eine Glühbirne hat?

Der junge Elf Ian Lightfood hat genug damit zu tun, durch seinen Teenager-Alltag zu kommen, ohne sich bis auf die Knochen zu blamieren. Dafür sorgt vor allem sein älterer Bruder Barley – ein Nichtsnutz in den Augen der anderen und auch Ian geht er gehörig auf die Nerven. Doch die Familie sucht man sich nicht aus und als die Brüder an Ians 16. Geburtstag ein Geschenk ihres verstorbenen Vaters erhalten, beginnt für sie ein unerwartetes Abenteuer: Der Zauberstab soll es ihnen ermöglichen, noch einmal einen Tag mit ihrem Vater zu verbringen. Doch der Spruch geht schief und reicht nur bis zum Hosenbund. Fortan begeben sich die Brüder und ihr halber Vater auf die Suche nach dem Phoenix-Stein, einem magischen Diamanten, der das familiäre Wiedersehen vielleicht doch noch ermöglichen kann.

Dan Scanlon, der vorher die solide Fortsetzung „Monster Uni“ inszenierte, nutzt das Fantasy-Szenario für viele Gags und Anspielungen, in denen sich Rollenspieler wiederfinden, die aber auch allen anderen Kinogänger mächtig Spaß bereiten. Die Mischung der klassischen Sagen mit Motiven des Alltags macht dabei den größten Reiz aus. Elfen mit Smartphones, Rocker-Feen auf Harleys und eine mächtige Mantikor-Lady, ein Fabelwesen mit dem Körper eines Löwen und dem Schwanz eines Skorpions, die ein Fast-Food-Restaurant leitet, bevor sie ihre animalischen Triebe wiederentdeckt. All das sorgt für Charme und Situationskomik.

Die Reise der Brüder ist actionreich und visuell gewohnt beeindruckend inszeniert. Im Kern ist „Onward – Keine halbe Sachen“ aber eine Geschichte über Freundschaft und Familie und damit auch für die kleinen Kinogänger zugänglich. Wer allerdings ein tiefer gehendes Kinoerlebnis wie „Alles steht Kopf“ oder „Oben“ erwartet, wird enttäuscht. Dafür sind die Charaktere zu oberflächlich und die Auflösung zu simpel geraten. Alles in allem bietet „Onward – Keine halbe Sachen“ aber höchst unterhaltsame 100 Minuten mit viel Schauwert und dem Herzen am rechten Fleck.


Ein FILMtabs.de Artikel