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Absturz – Christian Petzolds Yella

Autos – Keimzellen von Intimität und Entfremdung. Waffen ebenso, wie Selbstmordvehikel. Spätestens seit Wolfsburg sind sie elementarer Bestandteil eines jeden Petzold-Films. Vielleicht lag das Scheitern des vor zwei Jahren auf der Berlinale präsentierten Gespenster auch an der völligen Abwesenheit der Verkehrsmittel. Nun ist Christian Petzold zurück hinterm Steuer und mit Yella auf der Straße Richtung Bär.
Die namensgebende Titelfigur scheint den Bruch mit ihrer Vergangenheit geschafft zu haben. Sie reist nur noch ins heimatliche Wittenberge, um sich vom Vater zu verabschieden. Doch ihr Ex-Freund Ben (Hinnerk Schönemann) lässt sie so einfach nicht ziehen. Er sucht das Gespräch, sie blockt ab. Er holt sie ab, um sie zum Bahnhof zu bringen und Yella willigt ein. Eine fatale Entscheidung, denn die Fahrt endet im Fluss. Klatschnass rettet sie sich ans Ufer und steigt in den Zug nach Hannover. Der neue Job entpuppt sich aber als Luftblase, mit der auch ihre Zukunftsträume zerplatzen. Da bittet sie der Risiko-Finanzier Philipp (Devid Striesow) um ihre Mithilfe bei einem Geschäft. Die beiden entpuppen sich als perfektes Team und es wächst eine vorsichtige Beziehung, die schließlich auch körperlich wird. Doch Ben taucht immer wieder auf und schüchtert Yella ein.
Es ist faszinierend, wie Petzold die Atmosphäre einer schleichenden Bedrohung aufbaut, die in einem Finale mündet, das zwar vorhersehbar, aber dennoch stimmig ist. Ähnlich, wie bei Wolfsburg beginnt auch Yella mit einer Katastrophe und alles, was danach kommt ist von einer unwirklichen Taubheit geprägt, die sich über unsere Sinne legt, wie Wasser über die Gehörgänge. Nina Hoss spielt die Betäubte mit einer spürbaren Verängstigung. Devid Striesow glänzt erneut im Maßanzug und bestätigt seine Position als einer der aktuell besten Nebendarsteller im deutschen Film. Ein Spiel mit der Psyche, das lange nachwirkt.


Ein FILMtabs.de Artikel