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Smallfoot

USA 2018 Regie: Karey Kirkpatrick, Jason Reisig 96 Min.

Unter den vielen bunten Flecken, die Zeichentrick ins Kinos bringt, findet sich öfters Gutes, aber leider auch zu einfach Schlechtes. „Smallfoot“ ist eine tolle Ausnahme – jeden Moment witzig und am Ende geht einem sogar das Herz etwas auf.

„Smallfoot“, soviel Englisch-Unterricht muss sein, ist der „kleine Fuß“, im Gegensatz zum großen „Bigfoot“, dem legendären Yeti-Wesen. Oft gesehen von Reinhold Messner und anderen Bergsteigern, die zu lang an der Sauerstoffflasche geschnüffelt haben. Der Gegensatz wird noch sehr wichtig in dieser kleinen und großen Geschichte, aber erst einmal ist alles gut im Yeti-Dorf über den Wolken: Der neugierige junge Yeti Migo hat das Zeug zu einer anständigen Karriere. Fliegen kann er auch, unterstützt durch das Katapult seines Vaters. Ob Migo beim Anblick des schönen Yeti-Mädchens Meechee abgehoben wäre, kann man nicht sagen, denn er fliegt gerade sowieso über sie hinweg. Und deswegen zu weit. Um irgendwo in der weiten Schneewelt nach seiner Landung den Crash eines Flugzeuges mitzuerleben. Es kommt zur kurzen, aber folgenschweren Begegnung mit einem Smallfoot. Jenem Wesen, von dem nur die Legenden der Yeti erzählen. Eine Sensation bei Migos Rückkehr ins Dorf.

Doch der weise Hüter der Steine ist ein Religionsführer, wie es … wie es auf den Steinen steht: Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Es gibt keine Smallfoot und Migos fliegt aus der Dorfgemeinschaft. Um direkt in der neugierigen Gemeinschaft junger Yeti-Wissenschaftler zu landen. Sie handeln aufgeklärt und schicken Migo auf gefährliche Mission unter die Wolken. Dort trifft der Yeti tatsächlich einen Menschen. Ausgerechnet einen verzweifelten jungen Naturfilmer mit Karriere-Knick, der schon ein Yeti-Kostüm bestellt hatte, um seine Zuschauerzahlen wieder zu beleben. Dementsprechend ist die erste Begegnung so umwerfend komisch wie ein Hieb mit der Yeti-Pranke. Und der Rest des sehr witzigen Zeichentrickfilms bleibt ein Hammer – in Bild und Wort komisch im Minutentakt.

Die Ausgangsidee von „Smallfoot“, die Situation einfach umzudrehen und den Menschen zum sagenhaften Fabelwesen zu machen, funktioniert vortrefflich. Vor allem, weil wir immer wieder entsprechend der Perspektive das eine Wesen verstehen können, während das andere nur grunzt. Oder quiekt, im Falle des Menschen. So albern der Zeichentrick mit den vielen durchgedreht komischen Slapstick-Momenten im Stile der legendären Looney Tunes (siehe Road Runner und Wile E. Coyote) daherkommt – dass sich der ausgegliederte Migo wie ein Jugendlicher fühlt, der seine eigene Ansichten von der Welt hat und sich nicht verstanden fühlt, auch das wird beim Publikum ankommen.

Da stört zwar immer wieder mal Gesang, doch die andauernden Missverständnisse, die Synchron-Übersetzung einer wütend vom Winterschlaf geweckten Bärin bleiben als grandiose Lachnummern hängen. Eine schreiende Ziege mit herrlich dämlichen Blick spielt erfolgreich die Rolle des Eishörnchens Scat aus „Ice Age“. Trotz aller Missverständnisse wird schließlich die Nebelwand zwischen den Smallfoots und den Yeti überwunden und wir sehen plötzlich gerührt, wie man auch mit Xenophobie umgehen kann.

Regie bei „Smallfoot“ führt Karey Kirkpatrick, der für „Ab durch die Hecke“ einen Annie Award gewann und für die Drehbücher zu „Chicken Run – Hennen rennen“ und „James und der Riesenpfirsich“ Annie-Nominierungen erhielt.


Ein FILMtabs.de Artikel