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Ava

F 2017, R: Léa Mysius mit Noée Abita, Laure Calamy, Juan Cano, 105 min

Klein und liebenswert ist die 13-jährige Ava nun wirklich nicht mehr. Das muss auch ihre alleinerziehende Mutter Maud einsehen, die mit den Launen ihrer Tochter überfordert ist. Zumal sich beide mit der Tatsache abfinden müssen, dass Ava ihr Augenlicht verliert. Die Diagnose des Arztes platzt mitten hinein in die Ferien. So ist die Welt im Urlaubsdomizil an der Atlantikküste auf einmal nicht mehr ganz so sonnig. Ihr eigenes Problem rückt für Ada aber bald in den Hintergrund, als sie den verletzten Juan entdeckt, einen 18-jährigen Romajungen, den sie fortan gesund pflegt. Während ihre Mutter den Sommer genießt, lernt ihre pubertierende Tochter, Verantwortung zu übernehmen. Gemeinsam mit ihrem Kameramann Paul Guilhaume, der die Geschichte in kontrastreichen Farben einfängt, entwarf die französische Regisseurin Léa Mysius in ihrem kraftvollen Debüt die Lebenswelt einer Heranwachsenden. Ava muss erwachsen werden, viel schneller als sie es will. Die erste Liebe, der Drang nach Freiheit, die Abnabelung von der Mutter – all das läuft bei Ava auf Anschlag. Das ist mitunter anstrengend, die Performance der 19-jährigen Noée Abita entfaltet aber eine eigenwillige Sogwirkung. »Ava« ist sperrig, kantig, kratzbürstig, seine Protagonistin frech, vorlaut und verletzend. Die 29-jährige Regisseurin schrieb das Drehbuch als Abschlussarbeit Migränegeplagt in nahezu vollkommener Dunkelheit. Die Finsternis legt sich über ihre Handlung und die Figuren. Die Entscheidung mit 35mm-Filmmaterial zu drehen, verleiht dem Film eine Sinnlichkeit, die mit digitaler Technik nicht zu rekonstruieren ist. »Ava« ist ein rebellischer Filmgenuss, eine außergewöhnliche Coming-of-Age Geschichte, die bei ihrer Premiere in der Reihe »Un Certain Regard« in Cannes gefeiert wurde und nun auch unsere Kinos erobert.


Ein FILMtabs.de Artikel