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Mr. Long

(Ryu San) J/HK/TW 2017, R: SABU, D: Chen Chang, Shô Aoyagi, Yi Ti Yao, 129 min

Sabu ist ein einzigartiger Paradiesvogel unter den Regisseuren Japans. Ende der Neunziger schlug er mit den atemlosen Gangsterpossen »Wie eine Kugel im Lauf« und »Monday« auch bei uns ein und definierte mit Regisseuren wie Takeshi Kitano das neue japanische Kino. Zwei Dekaden und rund ein Dutzend höchst vielfältige Filme später schließt sich der Kreis nun mit einer ebenso aberwitzigen Genreperle. Mr. Long ist ein schweigsamer Auftragskiller, ein Meister des Messers, der eigentlich aus Taiwan stammt. Sein Boss schickt ihn nach Japan, um einen höherrangigen Gangster auszuschalten, doch bei dem Mordanschlag in einem Erotikclub scheitert er. Blutverschmiert findet sich Mr. Long zwischen verlassenen Häuserzeilen wieder. Dort lebt Jun mit seiner drogenabhängigen Mutter Lily. Gemeinsam mit den freundlichen Anwohnern hilft der kleine Junge dem schweigsamen Fremden wieder auf die Beine zu kommen und ehe Long sich versieht, führt er einen höchst erfolgreichen Fast Food-Stand mit Nudeln nach taiwanischem Rezept – bis ihn seine Vergangenheit einholt. Mit viel Witz und Charme inszenierte Sabu die comichafte Geschichte, aber nicht ohne am Ende den blutigen Showdown als Hommage an japanische Yakuza-Thriller zu inszenieren. Ein wilder Genremix: kunstvoll stilisierte Kampfchoreographien in einem Moment, herzerwärmende Dramatik im nächsten – Sabu liebt das Spiel mit den Emotionen. Für die Hauptrolle konnte er den in Taiwan geborenen Darsteller Chen Chang (»The Assassin«) gewinnen, der bereits mehrfach mit Ang Lee und Wong Kar-Wai zusammen arbeitete und den Film lässig und ohne große Worte zu verlieren trägt. Sabus Bildsprache ist wie gewohnt einfallsreich, der Plot stets überraschend und der gesamte Film durchzogen von einem warmherzigen Humor und kauzigen Charakteren. Auf der Berlinale begeisterte der japanische Altmeister in diesem Jahr Kritik und Publikum gleichermaßen.


Ein FILMtabs.de Artikel