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Mädelstrip

USA 2017 (Snatched) Regie: Jonathan Levine mit Amy Schumer, Goldie Hawn, Christopher Meloni, Joan Cusack 91 Min. FSK: ab 12

Im großen Zweikampf der Power-Feministinnen Amy Schumer und Wonder-Woman scheint die US-Kabarettistin auf verlorenem Posten zu spielen: Schumer hat keine Model-Maße, keine Kampf–Ausbildung und ihre einzige Wunder-Waffe ist ein grandioser Humor. Beide werden mütterlich unterstützt von alten Heldinnen (hier Goldie Hawn, dort Connie Nielsen), aber auch wenn Diana die Schlacht für sich entscheidet, Amy Schumer wird zuletzt lachen.

Amy Schumer gibt mit dem von ihren TV-Auftritten („Inside Amy Schumer“) bekannten Mut zu Selbst-Karikatur die Verliererin Emily Middleton, die gleichzeitig Job und Freund los wird. Eine tollpatschige Alkoholikerin, ein einsamer Trampel, der in größter Verzweiflung über eine nicht erstattbare Urlaubsreise auf Mama zurückgreift. Die ist Katzenmutti, sehr eingerostet und notorisch ängstlich. Nach einer feministischen Kampfrede, die nur den Zweck hat, Mutter zum Mitfahren nach Ecuador zu bewegen, wird es am eingezäunten Hotel-Pool schnell langweilig und peinlich. Bis ein scharfer Typ Emily anmacht und beide Frauen zu Ausflügen ins freie, echte Latino-Leben mitnimmt. Die echte Entführung zum Zwecke der Lösegeld-Erpressung erfolgt umgehend. Dazu „grausame, unmenschliche Szenen“, wie der Vorspann warnt – mit dem Zusatz: Auch die Entführer waren ziemlich gemein!

Zwischen mit vollem Körpereinsatz ausgespieltem Gekreische und zwei Morden im Vorbeigehen machen die blonden Touristinnen den Geiselnehmern das Leben schwer. Es gibt viel Slapstick von klasse Schauspielerinnen, denen man diese verunglückten weiblichen Existenzen tatsächlich abnimmt. Ebenso eine Erziehungsdiskussion mitten im Dschungel und direkt danach einen sehr seltsamen Bandwurm-Exorzismus. Die großartige und kämpferische Amy Schumer kann sich das alles erlauben. Für Goldie Horn gibt es nach 15 Jahren den ersten Filmauftritt. Die Sensation dieses Mädelstrips ist allerdings Joan Cusack als Ex-Agentin, die sich selbst die Zunge rausschnitt, um unter Folter nichts verraten zu können. Bei deftigem Sex-Talk und unvermeidlichen Obszönitäten, die diesmal tatsächlich lustig sind, lässt das Tempo im Aktionismus allerdings nach. Und immer wenn sich „Mädelstrip“ in Richtung großer Kinospaß von den Figuren verabschiedet, verliert er seine eigentliche Attraktion aus den Augen.


Ein FILMtabs.de Artikel