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Nationalstraße
Tschechien, BRD 2019 (Národnà trÃda) Regie: Stepan Altrichter, mit Hynek ÄŒermák, KateÅ™ina JaneÄková, Jan Cina, Václav Neužil 91 Min. FSK ab 16
„Vandam“ (Hynek Cermák) war einer von denen, die es losgetreten haben am 17. November 1989, als unten in der Prager Altstadt auf der Nationalstraße die „samtene Revolution“ ins Rollen kam, die einige Wochen später das kommunistische Regime wegfegte. Damals war er Polizist mittendrin, bevor er unehrenhaft aus dem Dienst entlassen wurde. Seine Saufkumpanen in der kleinen Kneipe inmitten der Trabantenstadt vor den Toren Prags feiern ihn trotzdem als Nationalheld und er lässt sich das gerne gefallen. Aber wenn ihm einer dumm kommt, wird ihm die Fresse poliert. Es braucht nicht viel, um den bulligen Typen zu reizen. „Frieden“, so sagt er, „ist nur die Pause zwischen zwei Kriegen.“ In den leeren Momenten, wenn er alleine in der Plattenbauwohnung sitzt, sieht er seinen Vater auf dem Balkon stehen, die Bierflasche in der Hand und ins Nichts starrend. Sein einziger Lichtblick in der Leere ist die Barbesitzerin Lucy (Katerina Janecková), die er umgarnt, unsicher wie ein Teenager. Als ein Kredithai droht, ihre Kneipe zu schließen, setzt „Vandam“ alles daran, dies zu verhindern – und lässt sich dabei von niemandem aufhalten.
Der tschechische Schriftsteller Jaroslav Rudiš blickt mit seinem Roman „Nationalstraße“ tief in die Psyche eines unangenehmen Zeitgenossen. Dieser „Vandam“, dessen Spitzname von seiner Liebe zum Actionklassiker „Bloodsport“ herrührt, ist ein Schläger, ein Rassist, der nach eigener Aussage niemandem etwas zu Leide tut – solange er sich nicht mit ihm anlegt. Und doch gelingt es Rudiš, diesen Kerl menschlich darzustellen. Das liegt auch an der selbstsicheren Verkörperung von Hynek Cermák. Der Figurenkosmos kaputter Typen, der ein wenig an die Romane von Clemens Meyer erinnert, bleibt nachhaltig im Gedächtnis.
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- Publiziert von:
- Lars Tuncay, 15.06.2020 / 7:17
- Rubrik:
- Kritiken LT
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