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Shaun das Schaf – Der Film: UFO-Alarm

Großbritannien, USA, Frankreich 2019 (Shaun the Sheep Movie – Farmageddon) Regie: Will Becher, Richard Phelan 87 Min. FSK ab 0

Shaun hebt ab! In seinem zweiten Kinofilm trifft das raffinierte und immer für Blödsinn zu habende Schaf aus der Aardman-Zeichentrickfabrik auf Außerirdische. Mit dem Knetgummi-Charme der Stop Motion-Animation und zahllosen tollen Ideen ist „Shaun das Schaf – UFO-Alarm“ wieder ein einsamer Star des Genres.

Ältere „Kinder“ erinnern sich daran, dass „Wallace & Gromit“ schon vor 30 Jahren in ihrem Kinofilm „Alles Käse“ ins All aufbrachen – um ihren Cheddar-Käse vom Mond zu holen! „Shawn das Schaf 2“ ist sichtbar modernisiert, die Kampfmaschine einer erbitterten UFO-Jägerin sieht nicht mehr so handgemacht wie frühere Technik aus. Was aus vielen Kino-Filmen und den „Shaun“-Fernsehserien vertraut bleibt, sind die knolligen Charaktere der Knet-Männchen und die aberwitzigen Ideen, mit denen Shaun seinen knurrigen Hirte-Hund Bitzer ärgert.

Schon die Einführung zur kleinen Farm in Mossy Bottom zeigt ein Feuerwerk von spaßigen Schaf-Aktivitäten, die prompt mit entsprechenden Schildern verboten werden: Vom Mähdrescher-Fahren über lebendige Kanonenkugel-Spielen bis zum Pizza-Essen! Die in einer irren Aktion über das Internet vom Bauern bestellten Pizzen bringen nun auch noch ein kleines gestrandetes Alien auf den Bauernhof. Das imitiert nun niedlich Stimmen und Geräusche, will aber vor allem wieder nach Hause zu Mama und Papa.

Ja, „Shaun das Schaf – UFO-Alarm“ ist als detailverliebter Trickfilm der britischen Aardman-Produktion wieder eine Schatzkiste mit Zitaten des Außerirdischen-Genres: Die Kern-Geschichte ist selbstverständlich „ET“, ein paar Schnecken flöten gleich zu Beginn die Erkennungsmelodie von „Akte X“, aus dem „Time machine“-Erfinder H.G. Wells wird ganz am Rande die Autowerkstatt H.G. Wheels (für Reifen). Ein witziger Roboter macht auf R2D2, irgendwann huscht ein nachgebauter Dalek aus „Dr Who“ durchs Bild, auf der Tonspur erklingt „Forever autumn“ aus Jeff Waynes „The War of the Worlds“-Musical. Und es gibt einen „First Contact“ des fremden Wesens mit Pommes. Ja, dieses niedlichste Alien der Filmgeschichte ist vor allem hungrig: Deshalb geht es in der Tasche eines Pizzaboten zu Shauns Farm und die wird im Verlauf der putzmunteren Handlung zum Science Fiction-Freizeitpark Farmageddon.

Während Shauns Schaf-Truppe in parallelen Slapstick-Szenen handwerklich Unsinn treiben, sucht der wollige Held mit dem kleinen Außerirdischen nach dem gestrandeten Raumschiff. Selbstverständlich ist ihnen eine grimmige Staats-Agentin mit Sonnenbrille auf den Fersen. Aber viel witziger als die große Handlung sind kleinen Unglücke, die Bitzer erleiden muss, die albernen Agenten in Schutzanzügen, die mit Aliens erst mal Selfies machen wollen.

Wie all diese komischen Figürchen so sagenhaft sorgfältig und zum Knuddeln niedlich animiert wurden, wie gleich das ganze Sci Fi-Genre abgegrast wurde, ist wieder mal sensationell. Es gibt zwar keine (menschlichen) Dialoge, aber die Scherze für die Kleinen und die Querverweise für die Kenner im Sekundentakt sind beste Unterhaltung. Der zweite Kinofilm von Shaun gehört vielleicht nicht zu den Top 5 der Ardman-Knetereien, aber in der Landschaft der Animationen und Kinderfilme ist er eine einzigartige Freude.

So zeigt sich, dass auch diese Knet-Animation nicht nur mit einem gewissen Charme der Rauheit gegenüber computeranimierten Trickfilmen punktet. Sorgt nicht auch der viel aufwendigere Produktionsprozess für eine Sorgfalt schon beim Drehbuch, die schnelle, einfache „Rechner-Filme“ oft vermissen lassen?


Ein FILMtabs.de Artikel