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John Wick: Kapitel 3

USA 2019 (John Wick: Chapter 3) Regie: Chad Stahelski, mit Keanu Reeves, Halle Berry, Laurence Fishburne, Anjelica Houston, Ian McShane 132 Min. FSK ab 18

Wieder mal John Wick, wieder knallharte Action jenseits der Jugendfreigabe: Der tatsächlich aus der langen Reihe der Schläger fallende Serienkiller, der die Karriere von Keanu Reeves wieder flott machte, geht nach überraschendem Debüt-Erfolg 2014 in die dritte und sicher auch in eine vierte Runde.

Zur Erinnerung: Reeves machte Chad Stahelski, den Stunt-Koordinator von „Matrix“, zum Regisseur und begeisterte mit dem schlagkräftigen Ergebnis die Action-Fans. Gleichzeitig gab es diese coole und eiskalte Figur John Wick, die trotz gebrochenem Herzen immer noch vereinzelt Gefühle zeigte. Nun hat der Einzelgänger im letzten Film mit den wichtigsten Regeln des Clubs der Auftrags-Mörder gebrochen. Und dies ist ein Verein mit sehr stricken Regeln, der wie alle anderen die Abweichler martialisch abstrafen muss. Das wär’s eigentlich schon in Sachen Handlung. Horden von Killern wollen Killer John Wick killen. Und Killer John Wick killt zurück…

Bei so viel Einfältigkeit in einem schon nicht besonders komplexen Genre muss die Atmosphäre den Film ausmachen: Seltsame Goldmünzen, aus der Zeit gefallene Rituale, eine verschwurbelte Sprache, Telefone mit Kabeln dran, mythische Gegenstände und strenge Regeln, die man beim dauernden Morden nicht erwarten würde, bestimmen das Drumherum in „John Wick 3“. Auffällig sind die wirklich ausgefallenen Settings, an denen die Messer-Massaker stattfinden. Die ganzen Szenerien wirken fast wie Science-Fiction, so sehr wurden vertraute Orte zu anderen Welten umgestaltet. Besonders schön das Ballett-Theater von Angelika Huston, die mit ihrer russischen Mafia als erste für einen Rest an Loyalität zu John Wick bestraft wird. Die heftigste Killertruppe wird angeführt von einem Sushi-Koch, der eigentlich John Wick-Fan ist. Dementsprechend scharf sind die Klingen, die sogar bei der unerlässlichen Verfolgungsjagd, diesmal auf dem Motorrad, eingesetzt werden.

Die Action von „John Wick 3“ gehört in die Kategorie des inszenierten Overkills: Die sowieso unkaputtbaren Helden können während endloser Prügeleien und Schießereien nur noch durch irgendwie raffinierte Choreografien interessant gehalten werden. Das wird dann völlig lächerlich, wenn man nicht erkennen kann, weswegen Wick allen anderen überlegen ist. Wahrscheinlich, weil sein Name auf dem Film-Plakat steht. Mehr als auf die innere Logik dieser Prügeleien wird auf die Gestaltung der Räumlichkeiten geachtet: Schöner Morden ist wieder mal das Motto.

Die Motivation für den Mann der eigentlich schon alles verloren hatte, ist nicht die übliche Rache. Da Wick ja bereits im ersten Film ganz unten war, lässt sich neue Antriebskraft ohne neue Liebe, vergessene Kinder oder entführte Hunde schwer finden. Nun will er unbedingt weiterleben, um weiter an seine tote Frau zu denken. Irgendwie mehr originell als sinnvoll.

Während Reeves meist schweigend und körperlich – ohne seine Stuntmänner – ungelenkt wirkt, während er als der Typ, der mit im Anzug durch den ganzen Film rennt, auch lächerlich erscheinen kann, beeindrucken ein paar Nebenrollen: „American Gods“-Star Ian McShane bekommt als Chef des Gangster-Hotels Intercontinental herrliche Sätze. Wobei vor allem das Nicht-Gesagte, das Zwinkern der Augen und das Zucken der Mundwinkel besonders viel Spaß macht. Halle Berry steht mit zwei Schäferhunden als Hilfs-Killer mitten in einer besonders agilen Action-Szene. Trotz dieser endlosen Prügelstrafe für das Publikum wird „John Wick 3“ bis zum sehr netten Cliffhanger, der John und ein paar andere nicht zu Superhelden, aber zu Kino-Ikonen macht, immer reizvoller.


Ein FILMtabs.de Artikel